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Jannik Sinner oder: Wie aus einem Dopinghammer doch keiner wurde

Kaum hatte Jannik Sinner, die Nummer 1 der Tenniswelt, das Masters-1000-Turnier in Cincinnati gegen Frances Tiafoe gewonnen, da schlug anderntags die Nachricht wie eine Bombe ein: Sinner zweimal schon im März positiv auf anabole Dopingsubstanzen getestet! Um Gotteswillen Jannik, was ist dir dann da eingefallen, was hast du da genommen, um noch stärker zu werden, noch härter zu schlagen,  noch schneller zu rennen? Ja, das war die erste Reaktion auf die schockierende Meldung, ehe schon von mehr als einer Antidoping-Agentur die erleichternde Entwarnung gab: Sinner war weder ein Sünder noch hatte er im Sinne, von  verbotenen Früchten zu naschen, vielmehr wurde er ein Opfer seines Masseurs in den USA, der ihn mit kontaminierten Fingern geknetet hatte: Kurzum, unser inzwischen mehr in Rom als im  bergigen Sexten angesiedelter Pustertaler wurde in mehreren Instanzen freigesprochen, weil ihn keine Schuld traf und er ohne Vorsatz gehandelt hätte, quasi hintenherum zum Handkuss gekommen wäre. Aufatmen, meine Damen, meine Herren. Oder: Guot isch ´gonga, nix isch g´schech´n …

Wäre ja nicht auszudenken, hätte man just einen der neuen Tennis-Darlings des bewussten Dopings und des Sportbetrugs überführt! Jetzt, da er exkulpiert wurde, ist der Kelch am Weltsport Tennis vorübergegangen, wobei sich unsereins schon die Frage stellt, wer warum so lange verschwiegen hat oder verschweigen wollte, dass seit etwa fünf Monaten etwas im Busch ist bei Sinner, von dem meine Wenigkeit übrigens schon begeistert war, als er sich noch als ganz Junger nicht nur in Wien erste Sporen verdient hat.

Der langen Rede kurzer Sinn: Für uns mehr oder weniger Thiem-lose Österreicher gehört der nur wenige Kilometer von der Osttiroler Grenze aufgewachsene Superstar sowieso irgendwie zu uns, nicht wahr. Ich möchte aber nicht wissen, wie sich die Dopingjäger mit der Speer- oder Gewehrspitze Hajo Seppelt und Medienkonsorten verhalten hätten, wäre Sinner tatsächlich einer aus dem von eben diesen Saubermännern zum Dopingparadies degradierten Österreich und nicht der erste Italiener auf den Tennisthron! Ich sage da nur Turin, Mayer, Schröcksi und Co, als es nur so gerauscht hat im Blätterwald und an den TV-Pranger gestellt wurde selbst vom ORF zum Schaden unseres Sports. Noch dazu bei Winterspielen mit Rekord-Medaillensatz, der zur unschönsten Nebensache der Welt erklärt wurde…

Ja, wo sind Sie denn gewesen seit März, Herr Seppelt, als sie ja von den positiven Sinner-Tests als Insider längst etwas gewusst haben müssen? Haben Sie den Kopf in Vogel-Strauß-Manier samt ARD und Spieglein, Spieglein an der Wand ausnahmsweise in den Sand gesteckt? Ich wünschte, es hätte diese positiven Proben nie gegeben aus Sympathie für Sinner und auch des Tennissports wegen, die Skandale dieser Art so dringend brauchen wie Zahnweh. Womit sich fast zwangsläufig die Assoziation vom kontaminierten Masseurfinger in die Sinner-Haut geknetete Substanzen zur legendären verunreinigten Zahnpasta des deutschen 5000m-Olympiasiegers Baumann vor mehr als 30 Jahren ergibt, eine Story, mit der Baumann medial durch den Kakao gezogen wurde. Schön für Sinner, gut für den Tennissport, dass er als Italo-Südtiroler weder in der Haut eines der vielen kontaminierten, exkulpierten, aber von deutschen wie amerikanischen Anti-Doping-Aposteln angepatzten Chinesen noch in der eines verteufelten (Weiß) Russen  steckt.

Wie da das Verfahren der ehrlichen Heuchler geendet hätte, überlasse ich gerne dem Urteil meiner Blog-Leser. Im Grunde darf´s aber nicht einerlei sein/werden im Sport, wenn aus welch ziemlich durchsichtigen Motiven neuerdings stets mit zweierlei Maß gemessen wird …

PS: Interessant ist nur, dass der schuldlose, freigesprochene Sinner sowohl die ATP-Punkte als auch das Preisgeld fürs Indian-Wells-Semifinale verliert – wegen Dopings…

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