Enzo Diessl, Kevin Kamenschak oder Sebastian Frey, dazu noch Caroline Bredlinger und Isabel Posch – ich bin mir fast sicher, dass abseits vom Insider-Trading selbst viele meiner Kollegen mit diesen Namen wenig bis nichts anfangen können. Könnte aber gut sein, dass der eine oder die andere von diesen Leichtathletik-Juwelen über kurz oder etwas länger für ähnliches Furore sorgen wie die vor ihren WM-Medaillen fast nur Leuten vom Schwimmfach bekannten Aufsteiger Bucher und Espernberger, hinter denen mit Lukas (Edl) und Luca (Mladenovic) oder dem noch viel jüngeren Semester Katharina (Schießendoppler, 14) mehrfach dekorierte Toptalente darauf lauern, Wellen zu schlagen.
Ja, auch wenn diese und vielleicht noch ein paar andere Leichtathletik-Hallenmeister (inne)n vorerst mehr oder weniger zu Randnotizen neben verschiedensten Skiweltcups, Fußballmeldungen- oder Übertragungen degradiert wurden, so bin ich mir sicher, dass einige davon das Zeug haben, sich auch international einen Namen zu machen oder gar Begriffe zu werden. Was etwa beim erst 19-jährigen, steirischen U20-Europameister im Hürdensprint, Enzo Diessl, über euphorische Spekulationen hinausgehende Hoffnungen nährt, ist dessen perfekter Übergang vom Juniorenbereich zu den Großen, von den niederen zu den höheren Hürden, die er bei der Hallenmeisterschaft so schnell wie noch nie nahm – in 7,64 nur 0,02 vom internationalen WM-Limit entfernt!
Was für Diessl gilt, das trifft auch auf die Mittel- und mittleren Langstreckenläufer Kevin Kamenschak (800, 1500), Sebastian Frey (3000, 5000m) und Caroline Bredlinger (800m, drittbeste Österreicherin aller Zeiten in der Halle) zu, die sich anschicken, aus dem langen Schatten ins Rampenlicht zu laufen. Auch auf dem Umweg über das Ausland wie DSG-Athlet Frey, der für das von einer (Schweizer) Laufschuhfirma gegründete, vom Ex-Leipziger Dreißigacker trainierte On Athletics Team Europe international startet. Wie bei Meetings in Boston, wo er den 38 Jahre alten ÖR-Hallenrekord des pensionierten Halleneuropameisters Didi Millonig um neun Sekunde verbesserte – und jetzt im Linzer ÖM-Duell mit Kamenschak die 3000m in ansprechenden 7:52,72 gewann.
Wie die Schwimmer Auböck und Espernberger, so sind sich auch die Jung-Athleten dessen bewusst, dass nicht nur, aber fast immer der Weg zur Spitze über die ständige Konfrontation mit zumindest ebenbürtigen, wenn nicht besseren Gleichgesinnten auch über das Ausland führt – ob als „LA-Legionäre“ oder auch über Auslandsmeetings mit den stärksten Auslandsgegnern.
Wenn diese möglichen „Golddukaten“ oder „Edelsteine“ sich selbst und ihrer Linie treu bleiben, dann ist´s wohl nur noch eine Frage der Zeit und der Reife, bis sie nicht mehr Randnotizen spielen, sondern auch medial im Mittelpunkt stehen. An ganz großen Vorbildern, die manch Vorurteilen von wegen österreichischer Mentalität längst über die Hürden gingen, hat´s ja nicht gefehlt. Von Prokop und Co., Janko, Gusenbauer über Millonig, Konrad, Fehringer, Kirchmann, Kiesl, Graf bis zu Weißhaidinger.