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Kehrseite der WM-Medaillen: Hoher Altersschnitt und mangelnde Toptalente

Ursprünglich hatte ich ja vor, mich einem Leistungssport-Förderungsthema zu widmen, das in seiner Transparenz geradezu kabarettistische Züge trägt. Ich hab´s aber auch der relativen Zeitlosigkeit nicht aufgehoben, aber aufgeschoben, weil mich die  von einer zwar feschen, aber thematisch überforderten Moderatorin geleitete Post-Saalbach-Diskussion mit dem Altpräsidenten, dem Alpinchef, einem ehemaligen Weltmeister, einem WM-Dritten und Journalisten-Kollegen zu einem Blog über die alpine Zukunft der von den Schweizern entthronten Ski-Nation drängt.

Nicht zuletzt deshalb, weil der von mir als Topmanager hochgeschätzte Peter Schröcksnadel in der teils angeregten bis aufgeregten Debatte gemeint hat, wir hätten auch Nachwuchsläufer: Innen mit großem Potenzial, denen es abgewanderter, erstklassiger Trainer wegen nur an Selbstsicherheit und Siegeswillen mangeln würde. Bei allem Respekt vor dem, was in seiner 30jährigen Amtszeit alles an Siegen, Titeln, Gold und Kugeln abgeräumt wurde, so ist mein Freund nicht ganz am Laufenden, was die sich dramatisch zuspitzenden (Fehl) Entwicklungen punkto Next-Generation anbelangt.

Da will ich gar  nicht darauf verweisen, dass Odermatt im Fabio-Gstrein-Alter von 27 alles schon mehrmals gewonnen hat, ein Franjo von Allmen erst 23 ist, also so jung wie Lukas Feurstein, der sich mit ihm kaum vergleichen kann. Ansonsten haben unsere WM-Teams der Damen wie Herren einen Altersschnitt von knapp an oder über 30 Jahre vorgewiesen. Und selbst als Jolly Joker a la Stefan Eichberger war bei den Damen keine aus der Next-Generation dabei wie anderswo Ljutic, Aicher oder gar Colturi, einer echten Italienerin, die fürs Ski-Neuland Albanien fährt, zu dem Touristiker Schröcksnadel ein ganz spezielles Verhältnis besitzt…

Man muss sich nur die Resultate auf Europacup-, FIS- oder Nachwuchsebene anschauen, dann kann man schon Gänsehaut kriegen, wenn sich gerade ein oder zwei Österreicher bei Topbesetzungen irgendwo unter den Top 30 klassieren, weil ihnen ehemalige Exoten von der britischen Insel oder von s(t)randigen Küsten um die Ohren fahren. Obschon sie teils noch unbekannt sind und höchstens selbst auferlegten Druck erliegen, hat es von den Junioren-Gold- oder sonstigen Edelsternchen meines Wissens nach nur eine bei einem ihrer wenigen Einsätze gerade unter die Top 30 geschafft. Und was Europacup-Abfahrtssiege auf Sprintstrecken gegen überschaubare Gegner betrifft, so wurden fast alle Sieger bei Weltcupstarts auf den harten Boden der Realität geholt oder wie Felix Hacker Verletzungsopfer.

Wenn wir wieder auf Augenhöhe mit der Schweiz, aber bei den Damen auch USA und Italien sein wollen, dürfen wir uns nicht in den Sack lügen und mit dem Blick auf teils unerwartete Goldjuwelen auf die stolzgeschwellte Brust klopfen. vielmehr den Gründen nachgehen, warum die obendrein immer geringere Anzahl an Teenager-Talenten den Karriereschwung nur in Ausnahmefällen oder aber, es sei an Johannes Strolz erinnert, erst nach Rauswürfen auf eigene Faust und Kosten schafft.

Übermaß an Wohlstand hin oder her, allzu viel ist frei nach dem Volksmund ungesund. Und auch der Einwand von Klimawandel und schlechteren Voraussetzungen gilt – abgesehen vom Sommer-Winter-Training in Chile, Argentinien, Neuseeland oder Australien –  ja nicht nur für uns Österreicher, sondern auch die von der Schweiz angeführte Konkurrenz, inklusive des Saas-Fee-Gebiets, das übrigens 2018 von der Schröcksnadel-Gruppe gerettet und saniert wurde. So drehen sich oft Diskussionen im Kreise…

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