Sprengen wir den heimatlichen Rahmen mit Rapid und Feldhofer, Thiem in Gijon, Streif-Tortur in Kitz und anderen mehr, um uns jenem Kylian Mbappe zuzuwenden, dem Stürmerstar, dessen unser Nationalteam im Stade de France nie hatte Herr werden können. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie an diese Formulierung erinnere, denn sie trifft auch auf seinen aktuellen Verein zu, den Abonnementmeister Paris St. Germain, für den er trotz einer Vielzahl an vergebenen Chancen auch immer wieder ganz wichtige Tore erzielt (hat). Und eben diese, vor allem aber seine Antrittsschnelligkeit, der kaum ein Verteidiger folgen kann, machte Kylian zum Objekt der Begierde anderer Millionen- oder Abermillionen-Schulden-Klubs wie etwa Real Madrid.
Und weil das königliche Weiße Ballett diesen Solotänzer unbedingt haben wollte, koste es, was es wolle, legten die katarischen Petrodollar-Milliardäre noch ein schönes Scherflein drauf, worauf der abwanderungswillige Kilian wieder seine Liebe für die Seine-Metropole entdeckte – und einen langfristigen Kontrakt mit PSG (bis 2026) unterschrieb. Herz, was willst du mehr, oder? Wie die Dinge liegen, so schien sich der sonst so flinke Mbappe mit einiger Zeitzündung des klassischen Sprichworts zu erinnern, dass Verträge dazu da sind, gebrochen zu werden. Aber da das in der Regel ohne finanzielle oder aber Gesichts-Verluste (nur kurzfristig von Bedeutung) so einfach nicht geht, schiebt unser Stürmer- und Torjägerfreund jetzt dem Meisterklub eine ganz miese Misshandlung in die Schuhe – sozusagen subtile Form von Missbrauch mit Hilfe einer (bezahlten) Aufdeckungsplattform, die Verfehlungen von Klubprofis öffentlich machen sollen.
Klar, dass der Vereine diesen Vorwurf umgehend dementiert hat, weil er sich dem nächsten Vorwurf ausgesetzt hätte, mit eisernem Schweigen etwas vertuschen zu wollen. Es ändert aber nichts daran, dass sich – gerade in Zeiten wie diesen – der ohnehin durch seine steinreichen Besitzer nicht gerade geliebte Klub in einer sogenannten No-Win-Position befindet. Sagt er hingegen: Stimmt alles nicht, werden ihm die wenigsten Fußballfans glauben. Schon deshalb, weil das Verhältnis von Anhängern zu solch wichtigen Spielern wie Mbappe mittlerweile oft größer ist also zu einem Verein, noch dazu, wenn es sich sozusagen um einen fusionieren Retortenklub als Spielzeug von Multimilliardären handelt.
Und eben diese Entwicklung machen sich Topstars mit ihren geschickten Managern immer wieder zu Nutze, um den Hebel anzusetzen und an der Schraube zu drehen. Und da ist jedes Mittel und jeder Vorwurf gut genug, wenn einen – wie unseren Kylian Mbappe – des Wanderns Lust packt, warum auch immer. Vertragstreue und Anstand sind inzwischen ja längst Fremdwörter geworden, wo Geld alles regiert …