Wenn das ewig junge, inzwischen längst nicht mehr meisterschaftsentscheidende Derby zwischen Rapid und Austria ansteht, erst recht nach den Turbulenzen um alten und neuen Trainer da, alte und neue Doch-nicht- bzw. Hoffentlich-Doch-Investoren dort, dann werden möglichst prominente Interview gesucht. Oder sie melden sich angesichts der aktuellen Prä-Derby-Brisanz in jenen Medien zu Wort, für die sie im Redefluss sind. Wie Loddar, unser aller Matthäus, dessen Passion es ist, als TV-Sky-Analytiker kritische Töne zu spucken, die mitunter leicht in falsche Kehlen rutschen. Der Aktualität geschuldet, aber auch deshalb, weil er aus eigener Trainer-Erfahrung sprechen konnte und auch wollte, hat sich Loddar dem Derby und damit auch Rapid zugewandt, den Klub, den er ein gutes Jahr lang trainiert hat – und der ihn eher mit Schimpf ohne Schande, aber doch in die Wüste schickte.
Nach fast 20 Jahren Abstand und Zurückhaltung hat Matthäus jetzt in einem Satz ausgesprochen hat, was ihm offenbar schon lange auf der Zunge gebrannt hat. „Rapid ist eine Schlangengrube“, so hat er es auf einen kurzen Nenner gebracht, ist aber auch ins Detail gegangen, damit auch jene ihr Fett abkriegen, an denen er eigener Ansicht nach gescheitert war. Etwa der Sponsor, der Rapid davor gerettet hatte, sich deshalb und dafür sogar in Aufstellungen eingemischt habe. Oder die Funktionärsriege, die sich gegenseitig bekriegt statt an einem Strang gezogen hätte.
Auch wenn Rapid unter ihm nur den frustrierenden achten Platz belegt hätte, so habe er sich post festum nichts vorzuwerfen, vielmehr könne er betonen, mit Steffen Hofmann, Andi Ivanschitz, Tormann Helge Payer auch einen gewissen Ferdinand Feldhofer geholt zu haben, einen konsequenten Verteidiger ohne Furcht und Tadel, „den sich jeder Trainer nur wünschen kann!“ Kurzum, der deutsche Weltmeister, Rekord-Nationalspieler und Wortschwall-Rekordler flicht seinem Nachnachnachfolger Kränze, ohne zu unterstreichen, dass er einst im Mai mit der Verjüngung der Rapid-Mannschaft den Weg zu den späteren Meistertiteln vorbereitet, wenn nicht geebnet zu haben.
Wie immer man zu Freund Matthäus in seinen bei weitem nicht so erfolgreichen Trainerjahren steht, wo er Recht hat, hat er zweifellos Recht. Bis eine Verjüngungskurs wirkt, dauert es eben wie gut Ding halt Weile, weil Rosskuren im Fußball ganz selten helfen. Aber wenn unter anderer Führung und neuen Namen dann die Jungen flügge werden oder schon wurden, sind Vorarbeiten und Vorarbeiten halt längst Geschichte, um die sich niemand mehr scher, schon gar nicht eine junge Generation, die diese alten Zeiten nicht oder nur peripher miterlebt hat. Auch das gehört zu den ungeschriebenen Regeln im Fußball. Und die sind einem Loddar so wenig fremd wie Schlangengruben oder Fettnäpfchen, denen der mitunter nicht ausweicht. Hugh, ich hab – Herz auf der Zunge- halt (schnell) gesprochen…