Wenn ich mich an die euphorischen Lobeshymnen über Salzburgs Jungbullen von Experten wie Jan Age Fjörtoft und Steffen Freund nach dem Sieg bei Benfica im Herbst erinnere und dann (zu) sehe, was sich seither nicht weiter, besser gesagt in die falsche Richtung entwickelt hat, dann kann man sich nur wundern. Von Schwärmen ist längst keine Rede mehr, vielmehr häuft sich immer mehr die berechtigte Kritik am Leistungsabfall, der sich vor allem in einer schwachen Defensive mit kinderleichten Gegentoren ausdrückt.
Auch wenn der Serienmeister alle (Halb) Jahre wieder seine besten Jungstars gegen mehr als gutes Geld gegen Bestbieter verscherbelt, so verfügt er immer noch über ein Reservoir und Arsenal an Talenten aus aller Welt, die enormes Potenzial besitzen – und hat durch den Return of Investment auch genug auf der hohen Kante, um dann und wann auch selbst am Transfermarkt einzukaufen. Und wenn man auch in Betracht ziehen muss, dass es Zeit braucht, bis die neue Mischung passt, so sei festgehalten, dass sie sich anfänglich besser und erfolgreicher präsentiert hat, als es jetzt der Fall ist, schau nach beim Aus im Cup-Semifinale gegen Verfolger Sturm Graz und zuletzt nach dem in der Nachspielzeit des Heimspiels gegen Rapid kassierten Ausgleich.
Natürlich macht man sich´s und ist´s auch leicht, für eine Abwärtsspirale der Mannschaft in erster Linie den Trainer verantwortlich zu machen, möchte aber in eigener Sache darauf hinweisen, dass ich mich zum Engagement von Gerhard Struber als Ersatz für den meiner Ansicht nach ebenfalls überschätzten Martin Jaissle in einem meiner Blogs höchst skeptisch geäußert habe. Einmal davon abgesehen, dass die Trainererfolge des vom Salzburg über Wolfsberg und Barnsley in England nach New York gewechselten und dort ausgemusterten Struber keineswegs atemberaubend sind, war´s mir zu simpel, ihn seines „Bullen-Gens“ wegen engagiert zu haben.
So etwas mag zwar plakativ klingen, was dieses Gen bedeutet und ob man es sich womöglich als „Stierblut“ injizieren kann, ist mir heute nicht bekannt oder aber ein Geheimnis, das niemand abseits vom Dosen-Imperium verraten darf. Wenn´s aber so sein sollte, wie man das beim Struber-Amtsantritt artikuliert hat, dann frage mich erst recht, warum es dem bulligen Trainer nicht wirklich gelingt, dieses ganz spezielle Fußball-Elixier auch den Spielern zu injizieren, natürlich nur im übertragenen Sinn, damit nicht gleich falsche Verdächtigungen aufkommen können.
Vielleicht wär´s auch für die Salzburger nicht so schlecht, würden sie sich nicht mit Insider-Trading im Kreise drehen, sondern wie in den ersten Erfolgsjahren sich auch wieder Input von erfahrenen Experten aus dem Ausland holen, um mit neuen Tönen, neuen Impulsen und auch neuen Strategien zu neuen Erfolgen, wenn nicht Höhenflügen anusetzen. Aber vielleicht bedarf´s erst einer schmerzhaften, aber lehrreichen Lektion, die den durch die Erfolge verwöhnten, allzu selbstsicheren Verantwortlichen die Augen öffnen, dass sich die Zeiten halt manchmal ändern…