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Mayer wie Lauda – unverhoffter Rücktritt des vergoldeten Leisetreters als Knalleffekt

Es war für unsereins, der zu den alten Semestern zählt, eine Duplizität der Ereignisse, auch wenn es sich auf unterschiedlichen Pisten und weit entfernten Schauplätzen abspielte. Wie einst der damals zweimalige, gebrandmarkte Formel-1-Weltmeister Niki Lauda in Montreal von einer Sekunde auf die andere aus dem Cockpit gestiegen war, des Im-Kreis-Fahrens müde, so erklärte heute der dreimalige Olympiasieger Mathias „Mothl“ Mayer den Rücktritt aus dem Skizirkus. Über Nacht, in der er die nahe und fernere Zukunft überschlafen hatte und mit der Erkenntnis aufgewacht war, außer einer WM-Goldenen alles erreicht und ohnehin schon zu viel riskiert zu haben! Eine Entscheidung, die alle sozusagen auf dem falschen Fuß erwischte, weil er zwar (offiziell) in Bormio eine Darmgrippe eingefangen hatte, die seinen Abfahrtsstart verhinderte, aber offenbar hatten sich die eisig-gefährlichen Bedingungen auf der Stelvio nach der Super-G-Besichtigung auf den Magen geschlagen. Und ihm darum signalisierten: Was ich eigentlich schon im April für den besten aller Zeitpunkte gehalten habe, das werde ich jetzt mit einigen Monaten an Verspätung vollziehen. Aus. Basta.

Für den ÖSV ein schmerzhafter Verlust, weil mit Doppelweltmeister Kriechmayr nur Mayer die Siegesfahnen in Abfahrt und Super G hochgehalten und die Nachwuchslücken kaschiert hatte. Für seine erst vor zwei Jahren angetraute Frau Claudia und die Familie aber war und ist der Rücktritt wohl nicht nur, aber auch deshalb ein Gewinn, weil er unter die Verletzungsgefahren in Highspeed-Rennen einen Schlussstrich gezogen hat. Schließlich hatte er auch schon eine schwere Bandscheiben-OP hinter sich, von der er sich als Stehaufmännchen aber perfekt erholt hatte. Darum auch kann Mothl ohne WM-Medaille bei den Großen (1x Silber bei Junioren-WM) mit den drei Olympiasiegen (2xSuper G, 1xAbfahrt, dazu 1x Abfahrts-Bronze) mehr als zufrieden auf sein Ski-Leben zurückblicken, mit dem er seinen zweimal veredelten Vater Heli Mayer (1xOlympiasilber 88 Super G, 1x WM-Silber 89 RTL) noch bei weitem übertreffen sollte.

Der Kärntner Bua aus Afritz am See, der auch in Landestracht heiratete, gehörte zeit seiner Karriere voller Highlights, in der er fast alle Klassiker, darunter auch Kitzbühel gewann, stets zu den Leisetretern und nicht zu den Lautsprechern der Szene. Er war kein Glanz- und Glamour-Typ, der die Massen fasziniert hätte wie der Namensvetter Hermann mit dem I, aber ein ehrgeiziger, solidarischer Teamplayer mit einer ausgeprägten sozialen Ader. Wär´s anders gewesen, hätte er ja nicht als frischer gekürter Sotschi-Abfahrtssieger zwei irakische Familien bei sich aufgenommen und versorgt. Ein Topstar, der nie den Star hervorkehrte. Ein ganz Großer, der eher sein Licht unter den Scheffel stellte, als die laute Werbetrommel zu rühren. Eine Skikanone, die den lautesten Knall mit seinem unerwarteten Rücktritt auslöste. Genieße Deine Skipension mit allem Drum und Dran, lieber Mothl. Aber wer weiß, vielleicht kommst auch du wieder zurück wie einst Niki Lauda, der danach nochmals Weltmeister wurde. Man soll niemals nie sagen…

 

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