Wie und warum auch immer, das entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls wurde ich heute von einer Cover-Story der Krone über den mittlerweile pensionierten, einstigen US-Open-Sieger und Weltklassespieler, danach aber in einer dreijährigen Abwärtsspirale bis zum Rücktritt befindlichen Dominic Thiem mehr als überrascht. Erster Gedanke: Wagt er etwa als knapp 32jähriger ein echtes Comeback und nicht nur bei Jux-Turnieren wie demnächst in New York? Oder landete er inzwischen klammheimlich im Hafen der Ehe mit Lilli, mit der man ihn zuletzt allerdings kaum gesichtet oder abgebildet gesehen hat? Mitnichten! Dominic, neuerdings mit Brillen unterwegs, die er vermarket, berichtet über den Alltag des neuen Berufslebens, in dem er mehr Zeit im Büro verbringe als im Sport – er sei denn, es geht um den Wings-for-life-Lauf, in dem er eine der Galionsfiguren des Dosensponsors war.
Just an dem Tag, als der Tennis-Rentner und Brillen-Botschafter, der einst im Mai für tolle Stories gesorgt hatte, gelang dem mehrfach an den Fersen operierten Sebastian Ofner auf dem Weg zurück die Qualifikation für das Masters 1000-Turnier am Foro Italico neben dem Olympiastadion in Rom – mit einem Sieg gegen den Deutschen Yannik Hanfmann, der immer wieder für Überraschungen gut ist, so etwa voriges Jahr im Semifinale von Kitzbühel erst am Sieger Matteo Berrettini scheiterte. Zum Auftakt der Qualifikation hatte Ofner den Polen Majchrzak eliminiert, einen Spieler, gegen den die zweite heimische Garnitur fast immer den Kürzeren zog. Und mit dem Einzug ins Hauptfeld hat Ofner auch das Spiel mit dem Risiko gewonnen, in Rom auf das geschützte Ranking zu verzichten, von dem er nun bei weiteren Turnieren noch einige in petto hat.
Man muss diesem Sebastian Ofner viel Respekt zollen, dass er trotz der vielen (körperlichen) Rückschläge und damit verbundenen Verletzungs- und Trainingspausen nie die Lust aufs Tennis und die damit ebenso verbundenen An – und Herausforderungen verloren, sondern – ganz im Gegenteil – sich über die Challenger-Schiene wieder Spielpraxis und mit Siegen auch so viel Selbstvertrauen geholt hat, dass er in der erweiterten Beletage mithalten und gewinnen kann.
Ofner, der jahrelang im Schatten seines damaligen Stallkollegen und Superstars stand, wird wohl nie ein Thiem werden, auch dann nicht, wenn er sich die Haare gülden färben sollte. Aber auch medial sollten die ganz speziellen Vorzüge des leidgeprüften und doch enorm widerstandsfähigen Steirers nicht unterschätzt, vielmehr als Vorbild in die sportliche Auslage gestellt werden, wie man wieder was wird, wenn man sich dementsprechend anstrengt. Auch das gehört neben dem Arsenal an Schlägen, schneller Hand, schnellen Beinen und mentaler Stärke, wenn´s drauf ankommt, zu den Talenten eines Tennisspielers. Wie einst Muster gesagt hat: Kratzen, beißen, spucken sind zwar keine ästhetischen Vorzüge, damit aber zu gewinnen ist allemal besser als in Schönheit zu sterben…

