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Medwedew, leere Ränge und von Amazon gefüllte Roland-Garros-Kassa

Während eines Matches verzieht er kaum einmal die Miene. Er verbirgt, was er denkt oder fühlt. Wenn Daniil Medwedew aber den Mund aufmacht in Pressekonferenzen, dann … ja dann kann er schon dem einen oder den anderen so auf den Schlips treten, dass man ihn zum Rüpel erklärt. Wie nach seiner Dreisatz-Niederlage gegen den Griechen Tsitsipas in der Night Session vor gähnend leerer Kulisse in Roland Garros. Die französischen Veranstalter der French Open sind stinksauer auf den Russen, weil er das Herz zu sehr auf der Zunge trug.

Was hat er gesagt, was ist passiert, dass sich die Grande Nation brüskiert fühlt? Nicht etwa, dass er die Niederlage irgendjemanden in die Schuhe geschoben hätte, das nicht. Dafür nahm er zum einen die Night Sessions ohne Zuschauer aufs Korn, deren TV-Rechte von Amazon wohl unter der Bedingung gekauft worden waren, dass da die Topstars spielen (müssen). Und da das ganz sicher ein mehr als gutes Geschäft für die French Open gewesen ist, andererseits aber auch für die Besten der Besten das Preisgeld beim Sandplatz-Grand-Slam der Covid-Pandemie wegen um einiges reduziert worden war, stellte der Russe ironisch-sarkastisch die Frage in den Raum: „Und was ist mit dem Geld von Amazon …?“

Wer diese spezielle Spezies von Tennis-Mensch namens Medwedew länger verfolgt hat und ein bisschen kennt, der weiß auch, dass er nicht nur auf dem Court unberechenbar ist. Jedenfalls hat er nicht mehr gebraucht als diese An- und Aussage, schon hat´s im Blätterwald nicht nur in der französischen Medienlandschaft gerauscht und ein lautes Echo in Funk/Fernsehen gegeben. Natürlich hätte sich Medwedew, der schon allerorten angeeckt hat, diesen salopp hingeworfenen Hinweis oder Vorwurf sparen können, trotzdem aber sollte man nicht jedes Wort eines Sportlers, erst recht nach einer Niederlage, unbedingt auf die Waagschale legen.

Ich persönlich mag´s lieber, wenn´s solche Typen wie einen Medwedew gibt, der es wagt, auch Unpopuläres auszusprechen, als mehrfache Grand-Slam-Siegerinnen, die Pressekonferenzen aus vor- oder angeblicher Angst vor Depressionen den Rücken kehren. Und die dafür noch als Inbegriff von Mut in den Himmel gehoben werden im Gegensatz zu unbedachten Äußerungen einer Nummer 2 der Welt, dem man am liebsten die Hölle heiß machen würde. Die auch im (Tennis)-Sport um sich greifende Heuchelei ist scheinbar grenzenlos.

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