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Mehr als eine Antwort, warum der Skination die Talente ausgehen

Die rotweißrote Brettl-Zukunft, um die man in der aktuell trotz Weekend-Siegen leider Doch-nicht-mehr-Skination Nummer 1 jetzt bangt, wurde am Montag mit Moderatoren, Showmaster, Weltmeister, Alpinchef, Vereinsboss und Medienkollegen im Fernsehen diskutiert. Teils wurde in Wunden gerührt, teils wurden Salben geschmiert, teils um den heißen Brei geredet, weil bekanntlich die Gefahr ziemlich groß sein kann, dass man sich mit einem falschen Wort, falschem Verdacht, falscher Schuldzuweisung leicht die Zunge verbrennt.

Inzwischen sind sich alle ja darin einig, dass das Überangebot an (auch viel billigerem) sportlichem Konkurrenzangebot, das darob kleinere Reservoir an Talenten, aber auch Mangel an Schnee in leicht erreichbaren Skigebieten, also auch der Klimawandel ebenso mitverantwortlich sind für die Talfahrt wie … ja, wie die allzu frühe Jagd noch blutjunger Rennläufer: Innen durch Tore und nach FIS-Punkten statt zwanglosem Spaß auf Buckelpisten, in denen schneller Schwung, passender Stil zur Person und perfekte Technik als Basis zum Erfolg gesucht und gefunden werden können.

Von Defiziten, die sich schleichend eingenistet hätten, war da ebenso die Rede wie von ein paar Schrauben, an denen man nur drehen müsste, um sie relativ schnell ausgleichen und damit auf breiterer Front wieder Anschluss an die inzwischen dominierenden Schweizer, aber auch Italiener und Norweger finden zu können. Wie aber soll das funktionieren, wenn es schon an der Basis im Ski-Land und Touristen-Paradies sowohl an Trainingsmöglichkeiten als auch an Trainern fehlt, die von diesem Job leben oder es sich leisten können, neben oder nach dem Job mit Kindern arbeiten zu können?

Grenzt ja geradezu ans Absurde, dass just Österreich, über Jahrzehnte hinweg ein Trendsetter im Skilehrwesen und Pioniergeist im Schwungtechnik jetzt ausgerechnet auf diesem sowohl weg- als auch Erfolg weisenden Gebiet hinter den (Erz) Rivalen, abgesehen von wenigen in die Jahre gekommenen Ausnahmen, nachhinkt. Und wie so oft, so trifft auch da das geflügelte Wort zu, das da heißt: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Oder andersrum: Spar nie am falschen Platz!

Wär´s anders, würde es erstens einen stärkeren Medaillenregen geben bei Juniorenweltmeisterschaften, zweitens aber würden mehr der vermeintlichen Hoffnungen den Übergang vom Talent zum Podest- oder gar Siegfahrer schaffen und nicht jahrelang als Mitläufer/Mitesser im Niemandsland dümpeln. Mit dem Satz, den einer der Fachleute in die Diskussion warf, hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. „Was nützt die schönste Rechnerei, der beste Schliff, die schärfste Kant´n, wenn er den Ski net derfahr´n kann?“ Klarer und brutaler hätte man nicht sagen können, dass es rennläuferischen ABC-Schützen am Einmaleins mangelt.

Da die Strukturen grundsätzlich ja grundsätzlich da sind und über Jahre gepasst haben im ÖSV, so geht´s jetzt darum, vor allem bei den Skikindern zurück zu den Wurzeln zu kommen, aber angesichts Schneemangel und fehlender gesicherter Trainingspisten auch den Weg zu gehen, den etwa die Norweger im viel winterlicheren Norden in Oslo gegangen sind – mit einer Skihalle! Jawohl, die Norweger produzieren auch Großstadttalente, weil die Jugendlichen in der Metropole trainieren können, sozusagen auch sommers über vor der Haustür, ohne dass die Winter-Touristenzentren die Nasen rümpfen würden. Wenn ich mich recht entsinne, so hat (begleitet von Franz Digruber) jener ausgemusterte Johannes Strolz auf dem Umweg über den Hallenboden Oslo jenes Comeback eingeleitet, das er mit dem märchenhaften olympischen Doppelpack krönte.

Und wenn ich mich meiner Buchrecherche (In Wien begann´s – eine Spurensuche im Schnee) erinnere, dann gab ´s vor fast 100 Jahren am stillgelegten, ehemaligen Nordwestbahnhof bei der Taborstraße die weltweit erste Skihalle samt Rodelbahn in Wien – mit kitzelndem Soda statt pulvrigem Schnee. Damals bedeuteten Schüsse auf den Bürgermeister zur Eröffnung (1927) schon den Anfang vom Ende – jetzt bedarf´s nur eines Schusses an Mut, politischen Willens und vom Return überzeugter Investoren, um in der Zweimillionenstadt solch ein Projekt ins Auge zu fassen, an dem sich in Oslo keine oder kaum Geister schieden oder Gemüter erhitzten. Sie kennen ja den legendären, Gorbatschow zugeschriebenen, aber von Gerassimow beim DDR-Besuch gesagten Satz: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Merks Österreich!

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