Als ein Fachmann wie Peter Stöger beim 0:3 der Salzburger roten Bullen zum Auftakt der neuen Champions League bei Sparta Prag im Sky-TV von einem suboptimalen Start sprach, hatte er in erster Linie den Spielverlauf gemeint mit Blitz-Gegentor und annulliertem Ausgleich. Das ist natürlich ebenso richtig wie bedauerlich im Sinne des Bullen-Stalles, der aber auch nach dem Verkauf von einem „Zuchtbullen“ nach dem anderen längst nicht mehr das ist, was er unter dem Beifallsgeklatsche da, einer lange Jahre degradierten Neidgenossenschaft dort, schon gewesen war.
War bis vor kurzem das Salzburger Fußball-Modell – übrigens nicht anders als jenes in der Formel 1 – als Nonplusultra oder aber auch medial als der Weisheit letzter Schluss verkauft worden, so zeigen sich inzwischen immer mehr Risse und Bruchstellen. Der jahrelange Austausch halber Mannschaften, der durch einträgliche Transfers und vergleichsweise günstige Einkäufe die Kassen gefüllt und den Kontostand des Dosenklubs quasi beflügelt hat, beginnt allerdings vermehrt den sportlichen Preis zu fordern. Talente von Extraklasse vom Kaliber eines Haaland, Mane, Soboszlai etc., aber auch von eisernen Lungen a la Laimer oder Seiwald, die aus Salzburg kamen, um Super- und Topstars zu werden, sind halt nicht von heute auf morgen beim besten Willen und trotz vieler Akademien in aller Welt zu ersetzen. Im Fußball gibt´s zwar Modelle, Systeme und andere Kriterien, aber ganz sicher keine Planwirtschaft, die Hochrechnungen wie auf efehl auch ausspuckt.
Wenn ich in den Ohren habe, wie begeistert Jan Age Fjörtoft und Steffen Freund noch vor einem Jahr den Tempofußball der Jungbullen beim Auswärtssieg gegen Benfica in Lissabon kommentiert haben, und wenn man verfolgt, wie die immer wieder durchgemischten und darob auch öfter gebeutelten Salzburger Bullen seit einiger Zeit spielen, dann bekommt der neue, moderne, vielleicht doch nicht ganz so zukunftsweisende Satz vom Spiel gegen den Ball einen sarkastisch-ironischen Unterton.
Ständiger Spieleraustausch, ebensolcher Trainerwechsel und das Gefasel vom Bullen-Gen (was immer das ist oder sich in Fosen befindet9 sind halt doch nicht der Fußballweisheit letzter Schluss – weder in den verlorenen Titel im eigenen Lande noch in der Champions League, die kein Experimentierfeld ist. Darum war, wie Peter Stöger richtig vermerkt hat, in Prag nicht nur der Spielverlauf suboptimal. Beim Kommen und Gehen bleibt eben Kontinuität an nachhaltiger, nötiger Klasse auf der Strecke….