Hammer! Messi verkündet Rücktritt vor dem WM-Finale! Wahrlich ein Hammer, bei dem die Argentinier der Schlag hätte treffen können! Ja, wäre sozusagen Hammerschade, hätte diese bombastische Schlagzeile auch nur ein Fünkchen an aktuellem Wahrheitsgehalt! Sie ist, wie so vieles in sich überbietenden Superlativchen und Sensatiönchen natürlich eine Irreführung der Leser, Seher oder Hörer. Der Rücktritt, der da zum Entsetzen vieler, nicht nur argentinischer und dabei nicht nur Fußballfans marktschreierisch plakatiert worden war, hat sich auf die WM 2026 in USA, Kanada und Mexiko bezogen. Erst dann, wenn Messi an die 40 wäre.
Schreck, lass nach. Oder: Don´t cry for him Argentina, so könnte man den Ohrwurm des berühmten Musicals um-texten. Lionel „Leo“ Messi, taxfrei oft genug zum Messias des (nicht nur argentinischen) Fußballs stilisiert, der aber zumindest bei Weltmeisterschaften die Gauchos noch nie erlösen konnte, hört natürlich fünf vor Zwölf NICHT auf, sondern wird trotz seiner mehr als 35 Jahre in der spielerischen, körperlichen und mentalen Bestform seines Lebens am kommenden Sonntag in Doha alles daransetzen, sich den Wunschtraum zu erfüllen, ein zweiter Maradona zu werden. Ein Volksheld. Trotz der Millionen oder Milliarden, die er fern der Heimat kassiert, mit Betonung auf Volk. Bejubelt. Verehrt. Geliebt.
Noch wusste man zum Zeitpunkt, da das geschrieben wurde, ja noch nicht, wer im Endspiel auf Argentinien und Messi zukommt – die favorisierten Titelverteidiger aus Frankreich oder der krasse, aber nicht zu unterschätzende, beinharte Außenseiter Marokko, gespickt mit Frankreich-Legionären. Eines aber kann man schon vor diesem auch des WM-Schauplatzes mit all seinen Begleitumständen wegen denkwürdigen Finales sagen: Wie immer alle anderen Granden auch heißen, dieser kleine, in Spanien und bei Barcelona aufgewachsene, bei Paris-St. Germain nicht immer so brillante Dribbelkünstler, Spielmacher und Torjäger in Personalunion stellt alle(s) andere in den Schatten. Mit ihm und seinen Einfällen, Geniestreichen und Billardstößen steht und fällt die argentinische Mannschaft.
Wie einst ein Puskas, wie ein Pele, wie ein Maradona, so gehört über alle richtigen, wichtigen oder ,manchmal auch falschen Schlagzeilen hinaus dieser Lionel Messi zur aussterbenden Spezies jener Fußballer, die Massen faszinieren, elektrisieren und stimulieren, nicht nur das Fernsehen aufzudrehen, sondern selbst ins Stadion zu gehen, um sie live vor Ort zu sehen. In Zeiten wie diesen, in denen immer öfter die größere Disziplin, die härtere Gangart und das organsierte Kollektiv bestimmende Faktoren sind, stellt dieser kleine Mann den einst saloppen Vogts-Spruch auf den Kopf, wie immer das WM-Finale endet: Nicht immer ist die Mannschaft der Star, sondern ein genialer Star macht die Mannschaft.