Sie drehen immer wieder das Rad der Zeit zurück, als wäre Altern zumindest bei ihnen ein Verjüngungsprozess. Der eine der fast außerirdischen Evergreens unter den Fußballstars schafft´s jenseits des großen Teiches im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem anderen gelingt´s auf der arabischen Halbinsel, die neuerdings von der sportlichen Einöde in ein Schlaraffenland verwandelt wurde. Sie wissen natürlich, von wem dabei die Rede oder das Schreiben ist. Zum einen von Lionel Messi, der mit dem FC Barcelona und als Weltmeister mit Argentinien als Maradona-Erbe alles gewonnen hat, nichtsdestotrotz aber auch fußballerisch im hohen Alter ein Nimmersatt geblieben ist, der wie ein Junger dribbelt, trickst, assistiert und exekutiert, dass das Herz im Leibe lacht. Zum anderen von Cristiano Ronaldo, der auch als angehender Vierziger die Lust und Sucht auf Tore und Rekorde sozusagen in seinem Madeira-Blut hat, das auch in Saudi-Arabien quellt, wallt und pulsiert wie in jungen Jahren, als er bei der Heim-EM 2004 erstmals bildfüllend in der Fußballauslage stand.
Jetzt haben die großartigen oder andersrum schrecklichen Zwei fast im Gleichschritt in verschiedenen Erdteilen für neue Maßstäbe gesorgt, die da wie dort oder generell in die Annalen eingehen. In der Tat sind´s ja Taten, Daten und Fakten der Superlative, die man sich auf der Zunge zergehen lassen kann. Messi hat mit Inter-Miami die Bullen aus New York zwar nicht im Alleingang zerlegt, beim 6:2 nach 0:1-Pausenrückstand aber zwar nur ein Tor selbst erzielt, aber dafür alle Vorlagen zu den weiteren fünf Inter-Toren Drei davon durch Ex-Barca-Spezi Luis Suarez) geliefert, etwas Einzigartiges in der 30-jährigen Major League Soccer.
Ein Rekord womöglich für die Ewigkeit, den tausende an Kilometern entfernt sein Konterpart Ronaldo im Dress seines Saudi-Vereins Al Nassr gestern wohl aufgestellt hat. Beim 6:0 gegen FC Al-Wheda gelang dem 39jährigen Immer-noch-Modellathleten der 66. Triplepack seiner Karriere, was aber, wer seinen torhungrigen Ronaldo kennt, ganz sicher nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet. Wer will schon wissen, was der unersättliche Superstar noch alles im Sinne hat oder Schilde führt?
Ob Messi, ob Ronaldo, ob Welt- oder Europameister, beide sind in einer Zeit der Gleichmacherei sozusagen von einem anderen Stern oder einer anderen Zeit, über die sie und nicht sie an ihnen hinweggegangen sind. Aber nicht zuletzt auch deshalb, weil beide offenbar zeitgerecht erkannt haben, dass es für sie besser ist, von den elitären Ligen und Meisterschaften in Spanien, England, Frankreich oder Italien lieber in Länder der dritten Fußballwelt zu wechseln, wo sie als hochbezahlte Entwicklungshelfer dann auch auf ihre alten Tage noch wie in jungen Jahren auftrumpfen, neue Maßstäbe setzen und Rekorde brechen können. Sie hatten also, um das fu0ballerisch auszudrücken, zur richtigen Zeit den richtigen Riecher…
So gesehen sind sie nicht nur für ihre Klubs, sondern auch pauschal für den (internationalen) Fußball ihr Geld mehr als wert. Und ganz ehrlich gesagt, sehe ich ad hoc noch keine Nachfolger in Sicht, auch wenn die Wikinger-Urgewalt Erling Braut Haaland nach endlos langer Ladehemmung gegen die Wölfe gleich viermal getroffen hat…