Fussball

Michael Wimmer, das unbekannte Wesen, hat Violett in Kürze ein ansehnliches Profil verpasst

Katzenjammer. Heulen und Zähneknirschen. Verständnislosigkeit. Shitstorm, wie es neudeutsch heißt, in den sozialen Medien. Unglaublich. Unerhört. Beeidigte Viola. Fremdarbeiter statt violettes Fußballblut. Ja, damals gingen die Wogen hoch, als die Wiener Austria quasi über Nacht den treuen Diener Manfred Schmid verabschiedete, um den weithin unbekannten bayrischen Trainer Michael Wimmer, vordem wie Schmid meist nur Assistent, als Nachfolger zu engagieren. Wimmer, wer, wie, wo wann, was, so jagten einander die Fragen, womit der neue Mann am Verteilerkreis schon beim Antritt seines neuen Postens eher eine schlechte Nachred´ statt eines Vorschusses bekam.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen mit erst verweigerter, dann doch zugestandener Bundesliga-Lizenz, und obschon dieser Michael Wimmer ja kein Insider des heimischen Fu0balls war, hat er in wenigen Wochen viele Vorurteile widerlegt, mit Austria das Meister-Play-off geschafft und vor allem der Mannschaft ein ganz neues, viel ansehnlicheres Gesicht verlieren – eines mit echtem Profil, in dem offensives Direktspiel eine wichtige Rolle spielt. Das muss jeder objektive, aufmerksame (TV)- oder Live-Vorort-Betrachter ja gesehen haben, auch wenn es vom Resultat her nicht immer gut gegangen und manch eines der Spiele, die auch zu gewinnen gewesen wären, verloren worden war.

Anders als in den Derbies mit dem Erzrivalen Rapid, bei denen die Violetten ob auswärts, ob daheim, zumindest spielerisch die Hausherren waren – oder wie jetzt mit 3:1 gewonnen haben. Auch dank des Triplepacks des Schweizers Tabakovic, der unter Schmid aus welchen Gründen immer „kein Leiberl“ hatte, von Wimmer aber von der Bank geholt und binnen kürzester Zeit zum Torgaranten und trotz der Halbscheit an Spielen zur Nr. 2 der heimischen Schützenliste (23 Tore hinter Burgstaller, Rapid) geworden ist. N

Natürlich ist´s vorerst nur eine Momentaufnahme, was Wimmer und Austria betrifft, noch weiß man also nicht, wie sich alles weiterentwickelt. Als älteres Semester mit immer noch funktionierendem Gedächtnis erinnert mich diese Wimmer-Geschichte peripher an Wacker-Innsbruck und die frühen 70er-Jahre, als ein hierzulande ziemlich unbekannter in Kärnten geborener Kroate namens Otto Baric die Nachfolge vom ersten (slowenischen) Meistermacher Branko Elsner bei den Tirolern antrat, damals eher begleitet von Naserümpfen. Aus den damals vermeintlich zu großen Schuhen sind, wie die Geschichte lehrt, bei Otto Maximal dann Siebenmeilenstiefel geworden, mit denen er hierzulande, aber auch anderswo seine Spuren hinterließ.

Ob in Wimmer auch solch ein Mann steckt, das lässt sich jetzt noch nicht sagen. Die Welle der mehr lauten als leisen Ablehnung aber hat der bayrische Nachbar aus Straubing mittlerweile fast schon in eine Woge violetter Euphorie verwandelt, zu der man ihm auch als neutraler Betrachter nur gratulieren kann. Mit ihm jedenfalls hat Austria auch die Lizenz für höchst ansehnlichen Fußballs bekommen…

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