Gut und weniger schön, dass Sebastian Ofner in Mallorca wegen neuer Probleme an den zweifach operierten Fersen aufgeben musste. Wenn man sich aber die Top-Ergebnisse all unserer anderen Spitzenspieler im Tennis anschaut, dann könnte man auf den ersten Blick hin vermeinen, wir kämen aus den Erfolgen gar nicht mehr heraus. Besser als mit einem überlegenen Finalsieg beim Challenger in Poznan, also Posen in Polen, hätte sich Staatsmeister Filip Misolic gar nicht einstimmen können auf die Titelverteidigung (als neue Nr. 1 im Lande, 109 der Welt) auf den Kurz-Tennis-Gründen in Oberpullendorf. Mit dem inzwischen ausgewachsenen Ex-Juniorenweltbesten Joel Schwärzler aus Vorarlberg, derzeit in spanischen Managementdiensten, und dem Tiroler Sandro Kopp duellierten sich im Endspiel des Schweizers Nobelortes Klosters gar gleich zwei ÖTV-Starlets um den Turniersieg, den Kopp trotz eines 0:6 noch holte. Nicht zu vergessen, dass Neil Oberleitner es bis zumm Finale im ungarischen Nyiregyhaza dicht an der ukrainischen Grenze bis ins (dann verlorene) Endspiel geschafft hat. Von Lilly Tagger. French Open-Juniorensiegerin, ganz zu schweigen.Kurzum, Österreichs Tennis scheint im Vormarsch wie seit Thiems Rücktritt vom echten Turniertennis scnon lange nicht mehr. Wie gesagt, dass ist der ganz sicher von PR-Strategen und Pressechefs bestens verkaufte erste Blick, der der zweite hinter die Kulissen nach dem Motto unserer Zeit, dass man ja nicht die ganze Wahrheit sagen muss, verwehrt bleibt. Sonst könnten ja interessierte Laien womöglich dem Faktum auf die Schliche kommen, dass unsere aktuell erfolgreichen Tenniscracks bei zweit- bis dritt- und viertklassigen Turnieren auf Sand auftrumpfen, während sich das Gros der Top-100 bis Top-200-Spieler in Deutschland, England, Holland und auch auf Mallorca auf Rasen für Wimbledon einschlägt. Mehr noch: Während ab morgen die Qualifikation in Roehampton-London für den Rasenklassiker läuft, haben es unsere virtuellen Helden von morgen vorgezogen, stattdessen diese Woche zu Ehren des burgenländischen Tennispräsidenten Kurz in dessen renovierter, ausgebauter Arena von Oberpullendorf – dort, wo auch die Wolfgang-Thiem-Akademie daheim ist – auf Sand um heimische Titel die Bälle wechseln. Getreu der Devise: Bleibe im Lande und nähre dich redlich, was sowohl geringes Preisgeld als auch wenig ATP-Punkte betrifft.
Sieg bleibt zwar immer Sieg, da will niemand jemandem was wegnehmen. Ich möchte aber diese Erfolge an Neben- bis Peripherfronten mit den mitunter kaum erwähnenswerten und wenn es sie dann aber doch im Doppel-oder Triplepack gegeben haben sollte, maßlos überschätzten Resulten im Ski-Europcup vergleichen. Was erst recht in den kommerzialisierten Profi-Zeiten zählt und international wahrgenommen wird, das sind Siege gegen die etablierten Größen ihrer Zunft. Und wenn sie mich fragen, der als notorischer Nörgler abgetan bis verdammt wird, dann wäre eine Wimbledon-Quali oder gar ein Siegeslauf bis in die 3. Runde, wie ihn der junge Ofi vor Jahren als Jungtwen geschafft hat, um Eckhäuser mehr wert als patriotischer Jubel um die goldene Ananas, die uns der Staatsfunk aber ganz sicher viel näher bringt als Wimbledon. Tenor: Lieber gelobter, hofierter Sandplatz-Prinz als ungeliebter Rasendepp. Ja, warum in die teure Ferne schweifen, wenn das halb so Gute ist so nah, nicht wahr? Es lebe das Kleinhäuslerdenken mit Mickey-Mouse-Träumen!

