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Mit Klatschen in Einzelfällen wird sich Wurzel vieler Übel im ÖSV nicht packen lassen

Auch wenn die Hymne für das Weltcup-Führungstrio im Auslauf der Flugschanze von Planica intoniert und vom Kraft-Nachfolger Tschofenig zumindest andeutungsweise mit gesummt wurde, so war diese Siegerehrung auch mit Dissonanzen verbunden, mit denen niemand nach den Triumphzügen zu Saisonstart hätte rechnen können. War schon die Trondheim-WM trotz des Anzugskandals um Norweger eher enttäuschend verlaufen, so ließ such die Abwärtsspirale mit gleichzeitigen Höhenflügen der Slowenen, aber auch Deutschen und anderer im Finish nicht übersehen. Es offenbarte sich dann trotz Hymne am Finaltag, als der seit der hauchdünnen Tournee-Niederlage mitunter kraftlose Stefan auch noch seinen im Eurosport-Trainer jahrelang oft gezeigten Vikersund-Weltrekord an Domen Prevc (254,5m) aus der slowenischen Springer-Familie verlor.

Von Liebe, Wonne, Waschtrog war mit vielen guten Platzierungen jenseits des Podests keine Rede mehr wie die längste Zeit dieses Springer-Winters, in dem die ÖSV-Adler mit Mehrfachtriumph wie vor 50 Jahren in ihrer Geburtsstunde unter Baldur Preiml den Eindruck bis Nimbus der Unschlagbarkeit reflektiert hatten mit alten Helden und jungen Wilden. Welch eine Koinzidenz als Ironie bis Wink des Schicksals, dass es just nach dem Tode des einstigen Masterminds der Höhenflüge unter Innauer, Schnabl, Pürstl, Neuper, Kogler etc. zum Leistungsknick gekommen war.

Diese nicht ganz so erfreuliche Tatsache darf jedenfalls nicht übertüncht und nicht ignoriert oder schubladisiert werden – ebenso wie jene, warum es auch bei den Kombinierern dann, wenn´s um alles ging, ähnlich verlief oder sich auf den Exweltmeister Lamparter beschränkte mit bisher sieglosen Platzkandidaten in immerhin breiter Front. Anders als im Biathlon oder auch Freestyle-Skiing, wo die Großmacht inzwischen auf Mohikaner wie Anna Gasser in Topform angewiesen ist…

Anders als bei einigen alpinen Disziplinen aber stehen bei den Snowboardern und Weitenjägern schon jüngere Semester in den Startlöchern oder Anlauftürmen, um den alten Hasen und Häschen a la Ortner, Embacher, Müller, Schuster und Co auf Schanzen von Kraft bis Fettner, Seifriedsberger und Pinkelnig da, von den Payers, Auners und Co. dort gegen  Riedler, Karl, Prommenegger und Hämmerle, Dusek, Pachner etc. wie die Faust im Nacken zu sitzen – oder sie auf höchster Ebene auch schon immer öfter zu besiegen.

Man sollte sich die Worte des Polizei-Skisportler-Chefs Reinfried Herbst, immerhin Olympiazweiter und Slalom-Weltcup-Sieger, der sich aus eigener kraft aus dem Nichts fast im Alleingang zurück an die Spitze gekämpft hatte, nicht überhören. Herbst hat als Insider der Szene im einsetzenden Frühlingswinter vor einer „Freunderlwirtschaft“ innerhalb des Skiverbandes gewarnt, die sich als Fluch statt Segen erweisen könnte. Und dazu kommt die Frage, ob die bisher so großzügigen Sponsoren auch künftig so viel Geld sprudeln lassen, um ein für mich viel zu aufgeblasene vor allem alpine Mannschaft, die heuer keine einige kleine Kugel hat gewinnen und nur spärliche Läufer: Innen in die Weltcup-Gesamt- und Einzelwertungen bringen konnte, weiter zu finanzieren.

Mut zur Selbstkritik statt Schönfärbefrei und dem viel zu oft im Sport von  den Sozis übernommene Prinzip, sich keinen Parteisoldasten rausschießen zu lassen, sind heuer mehr denn je gefragt. Und zwar schonungslos in den Rückspiegel, der ja auch schonungslos aufzeigt, woran es krankt. Wenn die Wurzeln des Übels nicht gefunden  werden (wollen), um sie zu packen, dann wird sich am status quo nicht in einen quo ante verwandeln – trotz eines der Beispiele eines Top-Trainers wie Andy Evers, der aus einem VW über Nacht auch keinen Porsche tunen kann. 

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