Skifahren

Mit Skisiegen steht mehr auf dem Spiel

Es ist wie verhext. Da gelingt´s endlich, die vermeintlich Unschlagbaren bei den Herren (Kilde und Co.) wie bei den Damen (Vlhova, Shiffrin) auf Distanz zu halten – und wieder ist nichts mit dem ersten Alpin-Sieg dieser verflixten Corona-Saison. Und damit der Kelch noch ein bisserl bitterer schmeckt, haben just LäuferInnen triumphiert, die zumindest in diesen Disziplinen noch nie gewonnen hatten wie der US-Boy Cochran-Siegle aus einer vergoldeten Skifamilie (Super G, Bormio) und wie Michelle Gisin, die am Semmering eine schier entfesselte, vermeintlich schon uneinholbare Katharina Liensberger doch noch vom Slalom-Thron stieß. Und auch bei den Springern verlief der Auftakt zur Vierschanzentournee in Oberstdorf ähnlich, obschon sich der Jubel mit einem mittleren Mannschaftserfolg (6-8-11-13) am Ende doch in Grenzen hielt.

Noch vor dem Saisonfinale mit dem Bormio-Abfahrtsklassiker hat sich nach Pleiten, Pech und Pannen wenigstens eine Trendwende abgezeichnet, die darauf hoffen lässt, dass dem in jeder Hinsicht verdammten 20er Jahr ein 2021 folgt, in dem Rotweißrot in seiner ureigensten Domäne, dem Winter-, Schnee- und Skisport wieder Flagge zeigt statt mit fliegenden Fahnen unterzugehen. Auch wenn sich mit den zweiten Plätzen in Bormio und am Semmering wieder etwas versöhnlichere Töne anschlagen lassen, so stellt sich nicht nur unsereins die bange Frage, wo bitte vielmals ist die dichte Breite an großen Talenten, die mit einer Selbstverständlichkeit wie früher einmal die jungen Maders, Schönfelders, Matts, Raichs und dann Hirschers mit Topresultaten in die Spitze platzten, als wollten sie lauthals verkünden: Hoppla, schaut´s her, jetzt bin ich da!

Natürlich sind Gestern und Heute verschiedene Schuhe, aber wirklich große Nummern haben es in jeder Generation geschafft, eher über kurz denn lang ihre Vorschusslorbeeren auch bei den Großen einzulösen. Da muss man nur bei den ehemaligen Junioren-Champions aus dem Ausland nachschlagen, ob sie Kilde, Odermatt, Shiffrin, Vlhova, Bassino, Goggia etc. heißen, für die wir ÖsterreicherInnen zuletzt eher Edelstatisten spielten. Klar, dass man mit jungen Leuten auch Geduld haben und ihnen Zeit geben muss, mit neuen Herausforderungen zu wachsen oder auch Verletzungen zu distanzieren, nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, warum ein Junioren- und Europacup-Starlet wie Raphael Haaser eine halbe Ewigkeit hinter den Erwartungen herfährt, was beim Jungdamen-Komitee auch, aber nicht nur für Nadine Fest und Co. gilt.

Beim etablierten Jung-Establishment von Liensberger über Truppe, Huber, Mair bis, ja auch bis zu Gritsch, das im Slalom mitmischt, handelt es sich nämlich um alles, nur keine Neuentdeckungen. Höchste Zeit, die (Hinter-)Gründe zu analysieren, was und auch wer aller dafür verantwortlich zeichnet, um die richtigen (Ent-)Schlüsse zu ziehen, damit über einen ersten Alpin- und Schanzen-Sieg hinaus eine glorreiche Vergangenheit wieder aufleben kann. Alles andere wäre auch kontraproduktiv für den heimischen Winter- und Skitourismus, wenn es ebenden nach Corona wieder geben darf. Jedenfalls steht mit Skisiegen für ganz Österreich mehr auf dem Spiel!

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