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Nachruf auf Peter Nidetzky, die nicht nur televisionäre ORF-Kultifigur

Anders als von seiner Tochter, der Ehefrau des Bundeskanzlers Nehammer, hatte man von Peter Nidetzky schon sehr lange nichts gehört. Jetzt ist seine sonore Stimme, älteren Semester wie mir seit Jahrzehnten auch durch gemeinsame Arbeitsstunden bestens vertraut, mit 84 Jahren für immer verstummt. Peter gehörte wie Teddy Podgorski, ebenfalls Sitzriese, als umtriebiges Reporter-Allroundtalent zu den Trendsettern des heimischen Fernsehens ab den 60er-Jahren. Er hieß Peter, war aber im Altwiener-Jargon so etwas wie ein Hansdampf in allen  Gassen, dessen Reichweite von aktuellen News bis zur Spürnase eines TV-Detektivs bis zum Pferdeflüsterer reichte. Irgendwann erfand irgendwer vor Jahrzehnten beim ORF am Küniglberg für ihn den Kosenamen „Nettelbeck“ quasi als Person, der wo  immer omnipräsent zu sein schien.

Wie so viele andere, so war ihm ein Hang zur Selbstdarstellung nicht fremd, sondern eher eigen. Darum war die Rolle des verkappten TV-Detektivs in der ORF-Außenstelle der einst von Eduard Zimmermann beim deutschen Nachbarn erfundenen Fahndung-Serie Aktenzeichen XY ungelöst für ihn wie auf den Leib geschneidert. Damit wurde Nidetzky weit über die Grenzen hinaus zu einer bekannten Größe, die einem schon der Stimme wegen auch Vertrauen signalisierte, auch jenes in die Kriminalpolizei. Oder wie er, mit Schönbrunner  Deutsch verbrämt, off the Studio sagte: Die Kieberer. Dass ein Offizier allerdings dereinst sein Schwiegersohn und Kanzler sein würde, das hätte sich Peter damals wohl kaum träumen lassen…

Der vielseitige Nidetzy machte sich als Fan des Pferdesports und der Reiterei auch sportlich einen Namen. Ohne ihn und Thomas Frühmann, seinem Weltklasse-Reiterfreund, wäre einst das traditionelle Reitturnier in der Wiener Stadthalle schon nach dem Weltcupfinale 1982 (obschon Hugo Simon Zweiter) entschlafen. Erst mit einem ehemaligen Olympiareiter, dann als Duo gelang dem Peter mit dem gutgläubigen Thomas die Wiedergeburt als Fest der Pferde, das im Spätherbst mehr als nur Reitsportfans auch durch teuer eingekaufte, attraktive Show-Elemente begeisterte. Und dabei half Nidetzky, einem der ersten grandiosen Netzwerker, sowohl sein hoher Bekanntheitsgrad als auch seine Kunst, Beziehungen zu  knüpfen –  vor allem zu Sponsoren, ohne den solche Events schon seinerzeit kaum möglich gewesen wären.

Mit Nidetzly, mit Frühmann, mit dem wahlösterreichischen Hugo Nazionale und einem weiteren Beute-Österreicher aus dem VW-Konzern. ist auch der bisher größte olympische Springreitererfolg der Nachkriegszeit aufs Engste verbunden. Peter, der kleine Große, war  nämlich Equipen-Chef jener rotweißroten Mannschaft, die 1992 in Barcelona sensationell die Silbermedaille gewann und gegen Holland den Gold-Coup nur knapp verpasste.

Ich habe heute noch das Bild vor Augen, als Nidetzky vor und während der Siegerehrung mit einem der ersten, monströsen Mobiltelefone seiner kommunikativen Journalisten- und Entertainer-Ader freien Lauf ließ, um direkt neben dem Podest, Gerät am Ohr, Gott und die Welt von diesem für Österreich großen Triumph zu informieren. Selbstdarsteller gibt´s viele, aber Peter Nidetzky war mehr als nur Equipen-Chef. Ein Macher, wie man sie heutzutage nur noch wie die Stecknadel im Heuhaufen findet. R.I. P.  

 

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