Von Frauen-Power war heute bereits im Blog mit der neuen Rapid-Wirtschaftsgeschäftsführerin Bauer die Rede samt der Hoffnung, dass ihre Aktivitäten als Zukunftsmusik ins Ohr gehen. Ein sportlicher Triumphmarsch in Rotweißrot, aber auch ziemlich italienisch verbrämt, wurde schon heute in Paris und Roland Garros gespielt. Seit Wochen, nein: Monaten weiß man, dass das heimische Tennis mit der Lienzerin Lilli Tagger, übrigens Nichte eines Sportjournalistenkollegen, über einen Rohdiamanten verfügt, dem viel, wenn nicht alles zuzutrauen ist, wenn er einmal zurechtgeschliffen wird. Das war das realistische Fazit aus den ersten Jugend- und kleineren Turniersiegen,die sie heuer gefeiert hat.
Aber wie die großgewachsene Lilli aus Lienz mit ihrer Konkurrenz im Juniorenbewerb der French Open umspringen würde, das hätte sich in dieser Überlegenheit kaum jenand in kühnsten Träumen erwartet. Von Runde zu Runde wurde der 17jährige Teenager ohne Satzverlust immer mutiger und souveräner, ehe er mit einem 6:2, 6:0 gegen die Britin Hannah Klugman den historisch ersten Juniorentitel bei Nachwuchs-Girls für Rotweißrot feierte, den ersten in einem Junioren-Grand-Slam seit jenem vom Jürgen Melzer anno 1999 (gegen Christian Pless, Dmk), der damals kampflos das Endspiel von Wimbledon erreicht hatte, weil Gegner David Nalbandian nicht zum Semifinale schienen war. Das ist Faktum, ohne eine Perle aus seiner Krone zu brechen.
Jetzt st Melzer seit einigen Jahren schon als ÖTV-Sportdirektor in Amt und Würden, wobei die hohen Weihen, die er uns von dem von ihm betreuten Joel Schwärzler als Vorläufer-Pendant zu Tagger versprochen hatte, sich bisher leider als heiße Luft erwiesen. Die ehemals weltweite Nr. 1 der Junioren dümpelt nämlich als 19-jähriger seit seiner Landesflucht irgendwo im Nirgendwo. Und mehr als da und dort ein Sieglein in einem Turnierlein sind das höchste der Gefühle. Zumindest vorderhand.
Er ist zu einem Lilly on the Valley geschrumpft, zu Deutsch also Mauerblümchen, die Lilly aus Lienz hingegen, die nicht weit von Sinners Heimat Sexten aufwuchs, kann sich der ÖTV nicht als Feder auf denm Hut stecken. Den Wandel von einem Tiroler Talent, aber internationaler grauen Maus zu einem möglichen Star von morgen haben sie und ihre Familie selbst geschafft – mit dem Wechsel nach Varese bei Mailand in die Akademie der French-Open-Siegerin (2010) Francesca Schiavone, die sie auch jetzt (als Hobbyspielerin im Legendenturnier dabei) in Roland Garros betreut hat. Und als Aktie, die womöglich dereinst viel wert ist, zieht schon jetzt der Sinner-Manager Vittur die Fäden.
Als polyglotter Siegertyp hat Tagger den eher steinigen, anspruchsvolleren Weg übers Ausland eingeschlagen mit der Hoffnung auf den Return of Investment – wie die Schwimmer Rogan, Auböck und Espernberger, wie einige Leichtathletik-Hoffnungen (Mayr, Dadic, Lagger, Frey etc,), wie Judoka, die sich wochenlang in Japan tuummeln, wie Golfer a la Straka und Co, wie die Legionäre, ohne die Österreichs Nationalteams im Fußball wie im Handball im Nirgendwo wären.
Lilly Tagger ist ein Muster-Beispiel, wie man über den Tellerrand schaut und das scnelle Kleingeld, mit dem sich hierzulande viele SportlerInnen zu schnell begnügen. Lilly, lebe weiter vor, wie man aus der engen österreichischen Haut schlüpft, um Historisches zu leisten, Wie Thomas Muster vor 30 Jahren mit dem ersten Grand-Slam-Triumph eines Österreichers, hinter dem mit dem Österreicher Ronnie Leitgeb als Manager auch die Mentoren Lendl und Fibak mit Rat und Tat zur Seite standen. Ansdersrum: Weiter Horizont statt Kleingeist nach dem Motto, dass auch Kleinvieh Mist macht. Meistens zuviel Mist!

