Der erste Wengen-Akt war, um das drastisch zu formulieren, nicht die Reise, dafür aber doch der Rede wert! Seit sich der Triple-Olympiasieger Mayer leise vertschüsst hat, ist das ehemalige Abfahrts-Powerteam zu einem Torso geschrumpft. Das sind die Fakten nach den eher bescheidenen Taten, die unsere Speed-Helden in den Lauberhorn-Schnee zauberten. Sieht man von einem regierenden Super-G- und Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr ab, den Bormio-Sieger, der als Vierter einen Super-Gau verhinderte, so lieferten nur der Kombinierer Schwarz (18.) und trotz eines kapitalen „Hunds“ im Hundsschopf der mit der hohen 40er-Nummer und auch vom Wien gebremste Andi Ploier (25.) vom Attergau die kleinen anderen Lichtblicke.
Während es in Wengen diese eher schaumgebremste Talfahrt der Österreicher gab, informierte der omnipräsente ORF-Kommentator seine Seher und Hörer aus dem Berner Oberland über den tollen Europacup-Doppelpack von Stefan Rieser aus Gastein an der italienischen-slowenischen Grenze in Sella Nevea! Das vom Doppelsieg des Schnauzbartes hat schon seine Richtigkeit, während die Behauptung, die nächste Generation sei drauf und ran, die Mayer- und weitere Lücken zu schließen, kühne Spekulation ist. Die wegen der Wengen-Rennen teilweise drittklassige Gegnerschaft zum einen, ein Kurzsprint von etwas mehr als einer Minute zum anderen, werfen natürlich die Frage auf, ob solch ein womöglich trügerischer Doppelpack in der Relation zu einem superschnellen Super G von knapp 1:50 Minuten a la Lauberhorn nicht euphorisch, sondern viel mehr nüchtern zu bewerten sein sollte.
Dabei einen fast schon Ewiggestrigen wie Otmar Striedinger in einem Schönfärber-Interview auch noch sagen zu lassen, es wäre besser gewesen, ihn nicht starten zu lassen, weil er vom Wind verweht worden und darum chancenlos war, mag zwar teilweise gestimmt haben. Nichtsdestotrotz wäre zu hinterfragen, warum der Ex-Podest-Fahrer nur mit Start- und Weltranglistenummer 44 ins Rennen gegangen ist. Das ist ja nicht grundlos der Fall, sondern nur die Addition fehlerhafter Fahrten und schlechter Resultate mit hohen Rückständen. Oder andersrum: Kausalitätsprinzip!
Man kann über Hans Knauß denken, was man will, aber er hat schon recht, wenn er als mitunter eher patriotischer Fan denn kritischer Kommentator manch Finger in offene Wunden legt und indirekt auch Wohlfühloasen statt harter interner Konkurrenzkämpfe kritisiert. Wenn einer wie Knauß, der beileibe kein Scharfmacher ist, wie man sie von TV-Sendern beim deutschen Nachbarn fast gewohnt ist, sich ebensolche Gedanken und Sorgen macht, dann sollten sich alle mit diesen Worten auseinandersetzen.
Die Zeit drängt so sehr, dass sie in diesem Fall bei den Speed-Herren und nicht nur bei den Technik-Damen schneller davonrennen könnte, als gedacht. Und noch schlimmer wär´s, jene (inklusive Medien) zu rüffeln, die auf die unübersehbaren Defizite aufmerksam machen, statt sich selbst bei der Nase zu nehmen. Wenn neues Führungs-Triumvirat und Altpräsident dabei auch noch medial verbal die Fäuste fliegen lassen, ist keinem geholfen. Reiner Tisch statt Schmutzwäsche wäre weit zielführender und ergebnisorientierter. Weiterwurschteln und Kasperltheater sind oft nicht weit auseinander…