Skifahren

Alpin-Weltcup: Der Fall nach dem Fest in Gröden ist alles andere denn Zufall…

Himmelhochjauchzend, mit einer Ausnahme zu Tode betrübt – das ist das Fazit des echten Gröden-Abfahrtsklassikers aus österreichischer Perspektive nach dem triumphalen Doppelpack am Vortag. Wäre da nicht der Allerweltskerl Marco Schwarz gewesen, der als Speed-Novize selbst Weltmeister Odermatt im Nacken saß, die Skination Nummer 1 hätte sich jenseits der Tiroler Grenze wieder einmal bis auf die Knochen blamiert.

Ich weiß, ich weiß, ich hab´ das auch wieder einmal gehört und gelesen, dass meine Grundhaltung angeblich zu negativ ist, aber ich verwahre mich gegen diesen Vorwurf mit dem Hinweis, dass ich von Spitzensportlern vor allem dann und dort absolute Spitzenleistungen erwarte, wo die topographischen bis zu wirtschaftlichen Vorteilen nicht zu leugnen sind. Und wenn ich mir die Resultate an der Weltcup-, vor allem aber an den Nebenfronten anschaue, dann erinnert mich das sehr an die 80er-Jahre mit Sarajevo und vielen anderen Tiefpunkten, die alle Alarmsirenen schrillen ließen.

Und auch auf die Gefahr, dass ich mir den Zorn vieler Binkerln zuziehe, möchte ich doch ohne jede Form von Negativismus oder Schlechtreden darauf verweisen, dass der eine oder andere Ausreißer nach wie etwa bei Stefan Babinsky in der um eine halbe Minute verkürzten Abfahrt halt nicht dem Spiegel der Realität entspricht, in dem nicht nur bei ihm, sondern auch einer ganzen Garde so gut wie verlorener Talente oder überschätzter Hoffnungen die Topergebnisse bisher eine echte Rarität geblieben sind.

Und ohne Miesmacherei bin ich schon gespannt, wie sich der siegreiche Europacup-Doppelpack von Santa Caterina, also Wieser vor Rieser und umgekehrt, dann schlägt oder behauptet, wenn es im Weltcup zur Sache geht, in dem ganz andere Gesetze herrschen und normalerweise auch längere, schwierigere Abfahrten warten. Ich persönlich halte wenig bis nichts von der jahrelang vorherrschenden Taktik, sich über den oft schwach besetzten Europacup so viele Punkte zu holen, um in der Folge-Saison einen Fixplatz im Weltcup zu haben.

Ich bin eher ein Anhänger vom amerikanischen Prinzip, das da lautet. Learning by doing! Und ausgewachsen, kräftig und technisch gut genug ist, der sollte möglichst früh seine Lektionen auf höchstem Niveau lernen statt auf zweiter bis drittklassiger Ebene auf die Schokoladenseite zu fallen. Skirennsport ist weniger höhere Mathematik als vielmehr eine Frage des skifahrerischen Könnens, aber auch des Instinkts und der Intuition, im richtigen Moment richtig zu handeln. Und daran, so fürchte ich, scheint es vielen Österreicher: Innen aus dem älteren Nachwuchs zu fehlen, Verletzungslücken und Trainingsdefizite nicht eingerechnet.

Wer über den Berg von Gröden ins Ahrntal zum Europacup 8. geschaut hat, den muss die Gänsehaut über den Rücken kriechen. Nina Astner, schon Weltcup-erprobt, zuletzt RTL-Siegerin im Zinal-Neuschnee, landete im Slalom der zweiten Ebene als beste ÖSV-Läuferin nur auf Platz 21 -und das mit der tollen Nummer 2. Die ersten 10 trugen übrigens die Nummern 26 (Escane, F/1.), 27 (Good, Sz, 2.), 30 (Chevrier, F/3.), 23 (Lorenzi, I/4.) 21 (Gulli, I/5.), 29 (Egloff, Sz/6.), 28 (Guest, GB/7.), 25 (Boström-Mussner, Sd/8.), 24 (Mondinelli, I/9.) und 20 (Höpli, Sz/10.). Soweit zur These, dass man nur mit dem Nummernvorteil vorn sein kann.

Ich fürchte, dass auch das ein Argument von vorgestern ist. Wie das Festhalten an Starlets, aus denen nie Stars geschlüpft sind. Wie etwa die ehemalige Juniorenweltmeisterin und Europacup-Dominatorin Nadine Fest, die als neue Anna oder Annemarie angekündigt wurde, jedoch seit Jahren am Ende der Weltcupfelder herumdümpelt und dabei Jüngeren den Platz wegnimmt. Auch wenn er wie sie aus Kärnten kommt, so hoffe ich doch, dass Roland Assinger ein Machtwort spricht. Teures Mitschleppen auf Kosten junger Talente, das führt schnurstracks in Sackgassen. Das sei gesagt, auch wenn es in die falschen Kehlen rutschen  sollte…

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