Ich beginne den heutigen Blog ganz bewusst mit einer fiktiven Hypothese, die zwei Ereignisse quasi unter einen Hut bringt. Also: Stellen Sie sich vor, die Rangnick-Jünger hätten sich in Belgrad nicht quasi selbst ein Slapstick-(Eigen) Tor geschossen, sondern hätten nu darum verloren und wären deshalb abgestiegen, weil man ihnen einen glasklaren Elfmeter vorenthalten hatte. Na, was glauben Sie, wie es da im Blätterwald gerauscht und wie sich die TV-Kommentatoren und Experten den Mund fusselig geredet hätten, wie ungerecht die Fußballwelt doch wäre. Ja, da hätte sich das Fußballvolk gegen Uefa-Granden und wen noch aller in einträchtiger Zwietracht verschworen.
So eine lebendige Reaktion kann´s aber nur geben, wenn Live is Life reagiert, also die krasse Fehlentscheidung im TV-Bild unübersehbar festgehalten wurde. Da der ORF – im Gegensatz zu den Deutschen/Schweizern – allerdings Mattscheibe hatte, was die Hallen-LA-WM im chinesischen Nanjing betraf, so blieb abseits von einem harten Insider-Kern dem Gros der Sportfans erborgen, wie der 35jährige Pallitsch in einem atemberaubend couragierten 1500m-Endlauf um eine durch mögliche, utopisch klingende, aber realistische Medaille geprellt wurde.
Geprellt im doppelten Sinn bewusst gewählt, weil Pallitsch nach einigen Rempeleien sich noch einmal ein Herzu genommen und das Feld von hinten mit einem fantastischen Zwischenspurt aufgerollt und schließlich sogar den Mut (oder Kühnheit) hatte, den Superstar Jakob Ingebrigtsen aus Norwegen zu attackieren und sich anzuschicken, ihn zu überholen. Mehr hat er nicht gebraucht, der Frechdachs aus Österreich. Jedenfalls muss es Ingebrigtsen für sein norwegisches E. T.-Verständnis als Majestätsbeleidigung empfunden haben. Deshalb griff er zur eher unsanften Ellenbogentechnik, mit der er den Pallitsch-Vorstoß buchstäblich schlagartig bremste, um sein goldenes Mittelstrecken-Double zu vollenden.
Nach dem Macht-Prinzip, dass man die Großen laufen lässt, wurde der Österreich-Protest natürlich abgewiesen. Wie es umgekehrt gelaufen wäre, hätte Pallitsch den Ellbogen so rücksichtslos ausgefahren wie der Norweger, um ihm damit das Gold-Double zu vermasseln, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Ich bin mir sicher, dass er disqualifiziert und womöglich auch bei diversen Meeting ins Abseits gestellt worden wäre. Aufschrei heimischer Medien, denen auf unschön-unsportliche Art eine Schlagzeilen-Sensation geraubt wurde, hab´ ich keinen gehört. Wie heißt´s so schön im Volksmund: Aus den Augen, aus dem Sinn. Der ORF hält sich dran. Eisern.

