Ich war und bin immer noch ein großer Ski-Fan, ich weiß auch, dass es TV-Verträge gibt, die eingehalten werden müssen, komme was wolle. Langsam aber werden die in der Zielgeraden des Winters und dem Frühlingserwachen sich überschlagenden Direktübertragungen von Ski-Events welcher Form und Disziplin immer zu einem abseits vom Kern-Publikum fast schon unerträglichen Overkill. Abgesehen davon, dass die rotweißrote Erfolgsquote in der Relation zu den Übertragungszeiten längst nicht mehr ist, was es war, so ist vor allem und besonders bedauerlich, dass der Weltsport mit Weltsportarten am Ski-, Fußball- und Formel-1-Land (seit Jahren ohne Fahrer!) Österreich vorbeigeht – fast so, als würd´s den nicht geben, weil wir hier halt von einigen tollen Ausnahmen abgesehen nur hin und wieder vorkommen…
Das ist keineswegs nur so dahingesagt, sondern anhand von Fakten leicht zu belegen. Statt neben den genannten Vorzugs-Sportarten und der vielleicht 100. Yoga-Demonstration lieber Sportklassiker sehen will, muss sich erst einmal schlau machen, wo er im Pay-TV um wieviel Geld einen Blick auf international hochklassige Events werfen kann. Auch wenn wieder nichts mit einem ersten Sieg bei Mailand-San Remo für Tadej Pogacar wurde, den weltmeisterlichen E. T im Radsattel, der im Zielsprint nur Dritter wurde – es wäre zu schön gewesen, hätte man zumindest Ausschnitte von der Primavera bei uns gezeigt. Also müssen wir darauf warten und hoffen, dass Felix Gall bei Giro oder Tour wieder Husarenritte liefert…
Und nicht viel anders verhält es sich mit der Leichtathletik, einer der populärsten Grund-Sportarten, wo sozusagen hinter unserem Rücken im fernen Nanjing (China) derzeit die Hallen-Weltmeisterschaft im Gange ist – mit einem Mittdreißiger wie dem Spätzünder Raphael Pallitsch aus dem Burgenland, der im 1500m-Klassiker ins Finale stürmte, nur von einem anderen Außerirdischen, dem Norweger Jakob Ingebrigtsen, besiegt wurde.
Und es wäre ebenso zu schön gewesen, um wahr zu sein, den Himmelstürmer im Stabhochsprung, den US-amerikanischen Schweden Armand Duplantis zu verfolgen, der mit dem Griechen Karalis (6,05m) im Nacken die Latte noch um zehn Zentimeter höher legte, um sich mit 6,15m als Maß aller Dinge zu bestätigen. Der nächste Höhenflug des Weltrekordlers (6,27m) ist nicht nur eine Frage der Zeit, sondern auch der Rekord-Prämie, die es dafür gibt. Und ich bin schon gespannt, ob der ORF außer ein paar Seitenblicken auch einmal bei Finalrunden des in Amerika lebenden Golfers Sepp Straka aus Wien einsteigt – oder schon demnächst zum Auftakt des US-Masters, um die aktuelle Nummer 2 des FedEx-Cups sozusagen gegen freien Eintritt zu zeigen statt immer wieder nur Provinz, die zwangsweise provinzielles Niveau erzeugt.
Nur einige Beispiele von vielen, die man nennen könnte, die aber aber auch den Hin- und Beweis liefern, warum die rotweißroten Sportler vor allem in klassischen Sportarten höchstens da und dort Weltspitze, ansonsten aber Statisten sind. Wenn die Schönheiten vieler Sportarten im ORF-Verborgenen blühen, darf man sich nicht wundern, dass die Jugend in einer sowieso schon schwierigen Zeit eben diesen Klassikern nicht gerade die Türen einrennen. Auch darüber sollten sich Politiker und ihre verlängerten Arme in den Sportorganisationen einmal Gedanken machen.

