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Peinliche FIS-Paragrafenreiter und tolle Biathlon-Trendsetterin Hauser

Wär´s nicht fabelhaft gewesen, hätten beim heutigen Kaiserwetter am 19. März 2021 entweder Abfahrten oder Super G´s stattgefunden in Lenzerheide statt dieses sekundären Teambewerbs mit mehrheitlich zweiten Garnituren von ganzen neun Teams? Jawohl, nicht mehr als neun Teams inklusive Großbritannien, die drei oder vier konkurrenzfähige Läufer(innen) einsetzen konnten. Und all das nur, damit dieser drittklassige Wettkampf olympisch bleibt und damit auch Geld vom IOC in die FIS-Kasse fließt! Eher ein Treppenwitz auf Kosten jener, die sich zu Recht noch mehr oder weniger große Chancen auf eine kleine oder sogar große Kristallkugel hätten ausrechnen können. Aber so ticken, das sei betont, leider viele Funktionäre, die leider allzu oft geradezu peinlich bürokratische Paragrafenreiter sind statt als flexible Pragmatiker im Sinne der Sportler(innen) zu entscheiden.

Lisa Theresa Hauser an ihrem  Gold-Ziel/apa

Da lobe ich mir, um einen Vergleich herzunehmen, den Biathlon-Weltverband. Er hätte ja nach derWM auch den Rollbalken runterlassen hätte können, es aber nicht getan, sondern auch die von Norwegen abgesagten, finalen Holmenkollen-Rennen nach Östersund in Schweden verlegt haben, wo sie der Pandemie zum Trotz (nur knappe 100 km von der Grenze Norwegens entfernt!!!) problemlos durchgeführt werden. Mit der aus Reith bei Kitzbühel stammenden Lisa Theresa Hauser als rotweißrotes Ass im Ärmel eines Sports, der vor ihrer Generation noch tabu oder ein weißer Fleck auf der Landkarte gewesen war.

Hauser, die als Langläuferin beim Kitzbüheler Ski-Club begonnen hatte, war erst als fortgeschrittener Teenager auf den Biathlon-Geschmack gekommen, hatte sich rasant entwickelt, musste aber einige Rückschläge und Heim-WM-Tiefs überwinden, um sich zur Weltcupsiegerin, historischen österreichischen Weltmeisterin und mehrfachen Medaillengewinnerin zu krönen. Als unbeachtete „Exotin“ war sie einst ausgezogen, um zuerst bei den Juniorinnen für Aufsehen zu sorgen, ehe sie ihr Potenzial auch bei den Großen und den Größten ebendort so gut  ausspielte, dass sie zum WM-Titel auch noch eine kleine Kristallkugel gewann – und auch einen Weltcupsieg feierte.

Meine Wenigkeit mit alpiner Schlagseite kann die Erfolgsserie der Biathletin aus dem Alpin-Mekka Kitzbühel nicht hoch genug einschätzen. Hausers Leistungen in einer ÖSV-Nische, die es vor einem Jahrzehnt so gut wie gar nicht gegeben hatte, sind samt der konstanten Spitzenplätze – wie der heutige fünfte Platz beim Östersund-Finale – zumindest so sensationell wie der unaufhaltsame Aufstieg der WM-vergoldeten Slalomkanone Liensberger. Eigentlich müssten sich beide Ausnahmekönnerinnen, die Alpine aus Vorarlberg und die Tiroler Loipenjägerin, den Titel als Sportlerinnen des Jahres teilen – es sei denn, einer der heimlichen Sommer-Trümpfe (LA, Judo, Segeln) schafft eine Olympia-Sensation, von der man derzeit nicht einmal träumen kann. Aber vor ein paar Jahren hätte ja auch niemand gedacht, dass im Biathlon – was diese Saison der Fall war – die Frauen den Männern die Hosen aus- und selber anziehen würden.

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