Paris, St. Denis, Stade de France, 22. September 2022, Nations Cup: Frankreich – Österreich 2:0. Das war zwar ein ganzes Stück weg von den vordem geäußerten Hoffnungen, gegen einen vermeintlich ersatzgeschwächten Weltmeister punkten zu können. Aber es ist gottlob auch ein ganz schönes Stück davon entfernt, was geschehen hätte können, wären die Franzosen und voran ihr Primgeiger Kylian Mbappe´ nicht so verschwenderisch mit ihren Topchancen umgegangen. Oder hätte Patrick Pentz nicht in einer Aktion zweimal sensationell reagiert. Welch Kontrast zu den heimischen Halbchancen, die zuerst der Dauerläufer und Wadlbeißer Schlager vergab und dann der geeichte Bologna-Torjäger „Arnie“ Arnautovic just in seinem 103. Länderspiel, mit dem er als Team-Rekordler zu jenem Andi Herzog aufschloss, der darob so stolz auf ihn und sich ist, diese große Karriere als U21-Teamchef prophezeit zu haben.
Verzeihen sie, geneigte Blog-Leser, diesen kurzen Ausflug von alten Prognosen in die raue Wirklichkeit, in der die deklassierten Österreicher auch von den französischen Medien („Als Kollektiv klar unterlegen!“) ihr Fett abbekamen – bei aller Genugtuung, dass der Weltmeister im WM-Countdown auch ohne einige Asse im Ärmel a la Benzema oder Pogba zumindest spielerisch wieder zu alter Stärke gefunden hatte. Und so seltsam es sich auch anhören mag, so paradox es angesichts der teils desillusionierenden Unterlegenheit auch klang, es hatte schon was für sich, als der mit seiner Aufstellungsvariante nicht gerade erfolgreiche oder glückliche Teamchef Ralf Rangnick meinte: „Hätte Mbappe´ bei uns gespielt, wäre das Spiel anders ausgegangen …“
Erster Eindruck? Rangnick muss bei einem anderen Match gewesen sein! Ein Schein, der trügt, weil der Teamchef damit durch die Blume etwas sagt, dass er sich sozusagen direkt ins Gesicht nicht zu sagen wagt. Der sonst so konsequente Ralf wurde dem Rangnick nämlich untreu, weil er in vorauseilendem (Medien-)Gehorsam und gegen seine taktischen Prinzipien, auf Neudeutsch Spiel gegen den Ball und schnelles Umschalten, von vornherein nur mit zehneinhalb Mann spielte. Wie das, so werden sie fragen? Weil ein technisches Genie, das Gegner auf einer Briefmarke überspielen kann wie Rekordler Arnie, eben ungeeignet ist für diese taktische Variante – erst recht gegen harte, sprintstarke Gegner, die nach gewonnenen Zweikämpfen oder verpatzten Pässen a la Sabitzer (vor dem 0:1) dann meistens den Pfeil von Paris, sprich: Kylian Mbappe, gesucht und ins Konterspiel gebracht haben. Und wer vorne weder die Abwehr anbohrt noch mehr als zweimal das Tor gefährdet, der kann auf der dabei entstandenen schiefen Ebene eben irgendwann den Untergang nicht mehr aufhalten.
Post festum oder besser: Post Pleite hat Rangnick hintenrum gestanden, dass er sich mit seiner Aufstellungsvariante (auch Wöber und nicht Alaba als linker Verteidiger war so zu hinterfragen wie Weimann) geirrt und damit Vorschub geleistet hat für die im Resultat glimpfliche, dem Spielverlauf nach aber vernichtende Niederlage, die einen weiteren Schritt zurück statt nach vorn bedeutet. Das nur dem sonst so ballverliebten Arnautovic sozusagen in die meist balllosen Schuhe zu schieben, wäre allerdings nicht der Weisheit letzter Schluss, weil es auch weniger kongenialer, dafür aber höchst effizienter Mitspieler bedurft hätte, die den Ball länger in den eigenen Reihen hätten halten können statt ihn immer wieder durch Mangel an Technik oder Präzision verschenken zu müssen -und damit Sturmläufe einzuleiten. Von Mbappe´, aber auch vermeintlich zweiter Wahl-Stars, die immerhin bei renommierten Klubs spielen und nicht wie die meisten heimischen Legionäre bei Mittelständlern, die nur ausnahmsweise als Momentaufnahme von der Spitze grüßen lassen…