Fussball

Rapid kann sich vom Cupsieger Sturm Graz abschauen, wie eine schlagkräftige Einheit entsteht

Was das ÖFB-Cupfinale in Klagenfurt betrifft, so überschlagen sich mit den siegreichen Sturm-Grazern auch viele Analytiker, Experten und sogar grünweißes Fußvolk vor Begeisterung: Volles Haus in der Arena am Wörther See, dichte Atmosphäre, knisternde Spannung, viel Schall und mitunter noch viel mehr Rauch, der mitunter so dick war, dass man nichts mehr sehen konnte. Ob´s dringend nötig ist, bengalische Feuer zu entzünden oder Böller abzufeuern, sei dahingestellt – in der Tat sprang der Funke vom Rasen auf die Tribüne und von der Tribüne zurück auf den Rasen. Dieses rassige, fast gnadenlose Duell von Rapid mit Sturm weckte bei mir auch Erinnerungen an den legendären Qualtinger-Sagen von Simmering gegen Kapfenberg, das ist Brutalität.

Wie da mit höchster Intensität um jeden Meter, nein Zentimeter gekämpft wurde, manchmal ohne Rücksicht auf Verluste, trotz allem aber ohne Heimtücke, das sprach vor allem für die professionelle Eistellung der heimischen Beletage des Fußballs, die mit Einsatz, Kampfkraft, Willensstärke manch qualitative Defizite kompensierte. Und was die Qualität anbelangt, so waren die Grazer an einigen Positionen um einen Tick besser besetzt, das hält auch die Statistik fest – nicht punkto irrelevantem Ballbesitz, sondern der Schussversuche (22:6), Torschüsse (11:1) und schließlich der zwei Tore zum 2:0 und damit sechsten Pokaltriumph in der Sturm-Geschichte. Für den Rekordmeister von Gestern (2008) und Cupsieger von Vorgestern (1995) heißt es also weiter warten auf einen Titel oder Pokal …

 Ehe Rapid verlor, hatte ja der neue Klubchef und Nicht-mehr-ORF-Boss Alexander Wrabetz angekündigt, dass nach der Saison – die Titelchance ist eher virtuell – in Verstärkungen investiert werde, ohne ins Detail zu gehen, wen die Sportchefs Katzer und Barisic da auf Neudeutsch „auf ihrem Radar“ haben könnten. Wenn es um die Zusammenstellung einer Mannschaft geht, bei der ein Rädchen immer besser ins andere geht, ob eigener Nachwuchs oder Legionäre, so ist der neue Cup-Sieger Sturm dem seit 15 Jahren titellosen Rapidlern ganz sicher um jene zwei Tore voraus, mit denen er beim erst im Finish fixierten, aber hochverdienten 2:0 auch in Klagenfurt in einem Endspiel-Krimi  triumphiert hat.

Und das ist ganz sicher auch ein Verdienst der kongenialen sportlichen Führungsspitze der Grazer mit Sportdirektor Schicker und Trainer Ilzer, der davor am Verteilerkreis in Favoriten bei Austria gescheitert war. Und just jener Manprit Sarkaria (Fioto mit Pokal), den Ilzer dann von den Violetten zu den Schwarzweißen nach Graz geholt hat, just jener Sarkaria, der vor der Pause noch das Kunststück geschafft hatte, das leere Tore zu verfehlen, wurde mit einem Doppelpack im Finish zum Sturm-Helden und – was der grünen Seele doppelt weh tun mag – zum Sargnagel für die Hütteldorfer. Der Fußball schreibt immer wieder eigene Geschichten. Bei Rapid allerdings sind eben diese inzwischen schon lange Geschichte…  

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