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Reitshammer: Schon Golden Boy des Schwimmens, aber noch ohne Olympialimit

Sie kennen ja, werte Blog-Leser, das geflügelte Wort, das da heißt: Der König ist tot, es lebe der König! Jetzt, da der ehemalige Kraulweltmeister Felix Auböck zweimal in Endläufen (als 7.) durch die Finger geschaut hat, feiern wir unseren neuen Golden Boy des Schwimmsports namens Bernhard Reitshammer, einen muskelbepackten Tiroler, der fehlender 50m-Halle in Tirol wegen als Wahllinzer auch Förderungen und Jubelberichte für den Wahlverein ASV Linz ins Trockene bringt.

Student Bernie also, dieser vielseitige Teufelskerl, hat sich einen Tag nach Bronze für  die Polizistin Lena Kreundl im gleichen Bewerb in Otopeni-Bukarest in Ö-Rekordzeit (51.39) zum Europameister über 100m Lagen gekürt, bei einer Kurzbahn-EM die erste Goldene, wenn ich mich nicht irre, seit jener von Markus Rogan in Istanbul vor 13 Jahren, als er den ungarischen Erzrivalen Laszlo Cseh zermürbt hatte – allerdings auf der doppelten, also olympischen Distanz über 200m Lagen, für Schwimmlaien also hintereinander 50m Delfin, 50m Rücken, 50m Brust, 50m Kraul. Das sei angemerkt, um zu wissen, warum ich noch ins Detail gehen werde, was es mit der Goldenen alles auf sich hat.

Natürlich ist´s super, dass Österreich jetzt wieder einen Europameister hat, dass wir nach Bronze noch Gold auf dem Konto haben, das ist schon eine tolle Sache, mit der man allen und jedem, der kein Insider ist, damit vorgaukeln kann, welch toller Triumph das ist und welch tolle Arbeit der Schwimmverband leistet. Für einen harten Trainierer wie den Tiroler ist dieser EM-Titel natürlich Goldes wert, gar keine Frage und auch in einem kleineren Rahmen aller Ehren, aber was echte Weltmeisterschaften und Olympia betrifft, genau nichts wert. Weder da noch dort gibt es diesen 100-m-Lagenbewerb, schon deshalb nicht, weil man ja nicht während des Schwimmens im (olympic sized) 50m-Pool bei 25m einen Salto ohne Wende machen könnte …

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, wenn ich mir halt Einwände und Einschränkungen zu den Jubelstürmen von uniformierten Patrioten erlaube, aber 100m Lagen auf Kurzbahn erinnert mich an eine EM oder WM im Kleinfeldfußball, die im Normalfall niemanden interessiert und bei der nur die Insider der Insider wissen, wie die Spieler heißen, die Österreich mehr oder weniger erfolgreich vertreten! Das, werte Blog-Leser, ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, die gerne von PR-Akrobaten verschwiegen wird, um – wieder so ein einleuchtender Vergleich – das billige 8-Karat als 18-Karat-Gold zu verkaufen. Ich erinnere mich da zweier damals junger Frauen, die Kurzbahn-WM-Silberne gewonnen, aber weder in drei noch zwei Olympiaden (Zeitraum von 8 und 12 Jahren) ein Limit für Sommerspiele geknackt haben, sprich. Caroline Pilhatsch, nun Politesse, und Fabienne Nadarajah, verehelichte Melzer, die immerhin  als Trostpreis in Athen anno 2004 Speis und Trank als ÖOC-Hostess serviert hat …

Und nicht uninteressant ist die unleugbare Tatsache, dass der neue Golden Boy erst einmal alles daransetzen muss, sich ein Olympiaticket zu sichern. Dazu erlaube ich mir, ein Exzerpt aus seinem Kommentar zum für ihn fabelhaften, unglaublichen EM-Titel anzuhängen, das sich so liest.

„Solche Erfolge beflügeln natürlich. Es ist der nächste Schritt Richtung Paris. In einer Woche starte ich in Györ über 100 Brust und werde versuchen, dort das Olympia-Limit zu schwimmen.“

Kurzum, Reitshammer hat zwar seine Goldene, aber er ist nicht nur weit weg vom 100m-Lagen-Weltrekord (49,28)  sondern auch noch nicht dort, wo er sein will. Seine Worte deuten immerhin daraufhin, dass sich Bernie auch als (Mini)-Europameister im Klaren ist, als gefeierter König, wenn´s  eng wird, leicht im Exil landen zu können, wo sich dann niemand mehr um einen schert. Die echten Großereignisse haben mit Kurzbahn oder Kleinfeld halt nichts zu tun, weil sie anders als goldene süortliche Kurz-Momentaufnahmen die Realität spiegeln. Und die ist weitaus härter um nicht zu sagen: brutal!

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