Seit der Wolfsberger AC internationale Luft geschnuppert hat, fühlt er sich nicht mehr als Provinz- oder gar Dorfklub. Und wer nach Höherem strebt, der schaut eben weit übers schöne Kärntner Lavanttal hinaus, wenn es gilt, nach einem Feldhofer und einem Stary einen Wunschtrainer mit einem prominenten Namen zu engagieren. Das haben die Wolfsberger unter oder besser mit ihrem rührigen Sponsor-Klubchef Riegler jetzt auch getan und Medien wie Öffentlichkeit verraten, dass sie den Deutschen Robin Dutt als neuen Coach für die neue Saison verpflichten konnten. Verbrämt und begleitet wie üblich und wie es sich gehört mit deckungsgleichen Meinungen, Interessen und Zielsetzungen. Kurzum, von beiden Seiten wurden gleiche Wellenlängen signalisiert, wobei ich mich bei allem Respekt vor WAC und Riegler nur wundern kann, wie ein vermeintlicher Erfolgstrainer aus Deutschland auf die Idee kommt, nicht Urlaubs-, sondern Fußballträume im Süden Österreichs in einer Kleinstadt zu realisieren.
Ohne ihm als Trainer oder Sportchef jetzt nahetreten zu wollen, so habe ich im Hinterstübchen in Erinnerung, dass es sich bei Robin Dutt nach der schwierigen, aber erfolgreichen Volker-Finke-Nachfolger-Zeit in Freiburg seit geschlagenen zehn Jahren um einen Job-Hopper handelt. Ob bei Leverkusen, ob beim DFB als Kurzzeit-Sportdirektor, ob bei Werder Bremen, ob beim VfB Stuttgart (Sportchef) und zuletzt beim VFL Bochum, so ließ sich seine Tätigkeit auf einen kurzen Nenner bringen: Kaum gekommen, kaum auf Erfolgskurs, schon ging´s bergab, bis man sich nach einem oder eineinhalb Jahren nach Negativläufen der jeweiligen Klubs wieder trennte.
Das sind die nackten Zahlen, Daten und Fakten, die andererseits aber nichts über unsereins unbekannte Hintergründe aussagen, warum es anfangs gut ging mit Robin Dutt, nach mehr oder weniger kurzer Zeit aber unter ihm offenbar immer und überall wie das Amen im Gebet eine unaufhaltbare Abwärtsspirale einsetzte. Was dieses Karussell betrifft, so befindet sich Dutt in zumindest medial gut verkaufter Gesellschaft mit Trainer-Sportchefs wie Armin Veh, Markus Gisdol oder früher ein Peter Neururer, denen irgendwann irgendwer aus irgendwelchen Gründen das Mäntelchen eines Kult-Betreuers umgehängt hat.
Und jetzt steht also Robin Dutt in Wolfsberg ante portas der Lavanttal-Arena, die für ihn ebenso Neuland ist wie die österreichische Fußball-Bundesliga, die er höchstens aus der Sky-Perspektive kennt oder nebenbei wahrgenommen hat. Das sei nur der Vorsicht halber angemerkt, ohne Wolfsberg mit seinem rührigen Sponsor-Präsidenten den Teufel an die Wand malen zu wollen. Wie immer sie heißen, wer immer als Cheftrainer hierzulande arbeitet, ob bei einem sogenannten „Kleinhäusler“ oder aber vermeintlich „Großkopferten“ – alle sind davon abhängig, welches Spielermaterial ihnen zur Verfügung gestellt wird. Auch Robin Dutt macht da keine Ausnahme. Wie viel sich Riegler und sein WAC nach dem Einkauf eines Trainers leisten kann, für den deutsche Maßstäbe gelten, steht auf einem anderen Blatt. Franz Beckenbauer hätte wohl gesagt: Schau ma mal, was aus der Endstation Sehnsucht Wolfsberg wird.