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Rodionov in Paris mit Thiem-Spiegelbild

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Ja, wer hätte das nach zwei Sätzen und einem Matchball für Jeremy Chardy im Tiebreak des 3. Satzes je gedacht? Aber dann lieferte der 21-Jährige Jurij Rodionov, Architektensohn mit russischen Wurzeln, österreichischem Dialekt und rotweißroter Tennis-Ausbildung im Erstrundenduell mit dem routinierten Franzosen ein Thiem-Spiegelbild des legendären US-Open-Final-Krimis. Hut aber vor der mentalen Stärke, die der Jung-Twen an den für ihn historischen Sonntag in Roland-Garros legte, als er bei 5:3 im 5. Satz das Rebreak ebenso verdaute wie er sage und schreibe sechs vergebene Matchbälle wegsteckte, um nach 4:36 Stunden mit 3:6, 4:6, 7:6, 6:4 und 10:8 nach drei Quali-Siegen schon beim Erstauftritt in einem Grand-Slam-Turnier die zweite Runde zu erreichen. Und wenn´s auch nur im Unterbewusstsein der Fall gewesen sein mag – das Beispiel und Vorbild Thiem in spielerischer wie kämpferischer Hinsicht hat möglicherweise auch instinktiv eine Rolle gespielt…

„Der Bua g´fallt mir, der kann fast alle Schläge“, kommt Lob aus dem Munde von Profi-Pionier und Altmeister Hans Kary, der ein gutes Aug und G´spür dafür hat, ob und wenn wie viel Potenzial ein junger Spieler hat. Und Kary fügt noch an, „dass ich ihn vom Training in der Baumgasse kenn´. Er hat ein Super-Gefühl, aber als Junger ist er halt manchmal noch ein bisserl verspielt!“ Ein Fall für seinen neuen Coach Javier Frana, unter dem der Linkshänder in und trotz Corona-Krise einen, wenn nicht mehr Schritte nach vorn gemacht hat. Und abgesehen vom hohen Preisgeld für die 2. Runde (84.000 Euro) macht Rodionov auch einen schönen Sprung in der Rangliste um oder unter die Top 150, wenn nicht mehr….

Was immer das nächste Match auch bringt – mit vier Siegen en Suite und dem Triumph der Willensstärke gegen einen etablierten Lokalmatador und 6-fachen ATP-Turnier-Sieger wie Jeremy Chardy, als Junioren-Wimbledonsieger von 2005 einst sogar Nr. 1 der Welt im Nachwuchs-Tennis, hat Jurij Rodionov  erstmals die großen Vorschusslorbeeren eingelöst. Zu hoffen, dass sich diese French Open für ihn als Katalysator erweisen. Und er damit endgültig den Durchbruch schafft, den man ihm schon länger zutraut. Gerade im Tennis können ja abgewehrte oder dann doch noch verwandelte Matchbälle über mehr als nur ein Game entscheiden. Auch über eine Karriere…

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