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Rotweißrot stellt mit perfektem Teamwork die Rodelwelt auf den Kopf

Rodelvderband

Ältere Semester werden sich noch an den Georg-Danzer-Hit in den  70er-Jahren erinnern, der da in aller Despektierlichkeit die Charts gestürmt hatte: Ja, so a Dodl mit ana Rodl! Einer, der sich unverschämt mit seinem Schlitten in die Warteschlange am Lift gezwängt und gedrängt hatte. Auch wenn sie schon damals immer wieder Medaillen geliefert hatten, so standen die Rodler stets im Schatten der Abfahrtshelden und Pistenartisten der größten aller Skinationen, die Stars quasi am Fließband produzierte.

Ja, das war einmal, das galt viele, viele Jahre, als Liedermacher Georg Danzer schon lange nicht mehr unter uns weilte. Mittlerweile allerdings ist das Schnee von vorgestern, weil der Skiverband zumindest temporär die Produktion von Starlets mit Star-Potenzial so gut wie eingestellt hat – und mittlerweile ein erster und noch dazu nur dritter Podestplatz im fünften Rennen des WM-Winters so bejubelt wird, als hätte das ramponierte Alpinski-Imperium auf der Raubvogelpiste in Beaver Creek zurückgeschlagen. Erinnerungen an Sarajevo 84 tauchen da auf …

Welch bescheidenes Kontrastprogramm zu den alles andere denn Dodln auf der Rodl, die jetzt sportlich den alpinen Stars die Skihosen ausgezogen haben, um mit vollbrachten Heldentaten die Muskeln im Eiskanal so spielen zu lassen wie früher die Brettl-Könige, Ski-Kaiser, Pisten-Queens und Prinzessinnen. Wie an diesem Wochenende auf der renovierten Olympiabahn in Igls, wo der rotwei0ßrote Rodelhimmel voller Geigen hing; Vierfach-Triumph wie erst zweimal davor im Herren-Einsitzer, Egle-Schwestern-Festspiele bei den Damen mit Siegen im Einzel (Madeleine) und Doppel (Selina mit Kipp) und einem Exweltmeister wie Wolfi Kindl, der ein Doppelsitzer-Podest und die Einer-Blechtrommel mit Humor rührte: „Wenn vier vorn sind, muss ja einer von uns auch Vierter werden…“

So hoch hängen momentan die Trauben im heimischen Rodelsport, was natürlich nicht nur damit zu tun hat, dass wie fast überall die Top-Russen seit zwei Jahren ausgeschlossen sind. Es hat auch damit zu tun, dass eine ehemalige Ikone der Szene wie Markus Prock, die drei Olympiamedaillen gewann, Welt- wie  Europameister wurde und zehnfacher Weltcup-Gesamtsieger war, nach der Karriere die Zügel im Rodelverband sukzessive selbst in die Hände nahm.

Nicht nur als Experte im Eiskanal, der Erfolgsrezepte kennt, nicht etwa als Sesselkleber wie viele andere Funktionäre, sondern auch einer, der zum einen bestens vernetzt ist mit potenten Wirtschaftsunternehmen, zum anderen die erstbeste Gelegenheit beim Schopf packte, seinen einstigen Erzrivalen, den Ur-Bayern Schorsch, seines Zeichens dreimaliger Olympiasieger und goldener Kufen-Schleifer, den Deutschen abspenstig zu machen, um ihnen mit dem Hackl das Hackl ins Kreuz zu schlagen. Nicht immer, aber manchmal so vernichtend, dass sich die früher nahezu Unschlagbaren grün und blau ärgern, wenn sich das bajuwarische Schlitzohr diebisch ins Fäustchen lacht …

Aber Markus Prock, erst Sportdirektor, jetzt Präsident, hat nicht nur diesen Coup gelandet, sondern die Strukturen im Verband so geändert, dass an allen Schalthebeln ehemalige vergoldete oder sonst  veredelte Spitzenrodler nicht nur sitzen, sondern stehen und handeln, die genau wissen, worum es geht und was man braucht, um um Siege fahren zu können.  Sowohl punkto Rodler: innen als auch das Material betreffend, das in Rennen um Tausendstel eine entscheidende Rolle spielt.

Teamwork, so lautet das simple Zauberwirt. Es sind also nicht als die richtigen Rädchen, die bestens ineinander übergreifen, damit Rotweißrot mittlerweile mit den einstigen deutschen Vorbildern mehr und öfter Schlitten fährt, als es den Teutonen lieb ist. Und die darum manchmal als entzauberte Wundertüten  wie Dodl mit der Rodl in ihrer Heimat betrachtet bis kritisiert werden. Da sind die Deutschen schnell bei der Hand. Oder andersrum: Die Prock-Ösis haben die Rodelwelt auf den Kopf gestellt!  

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