Als mit Ausnahme von der runderneuerten, jahrelang nicht rennfähigen Julia Scheib fast jede rotweißrote Ski-Dame im RTL-Finale am Kronplatz bei Bruneck immer weiter nach hinten gerutscht war, da sprudelte aus ORF-Brunner sinngemäß der Satz: „Jetzt wird sich Damenchef Thomas Trinker den Kopf zerbrechen müssen, wen er für die WM nominiert …“ Wären wir nicht in Österreich, wo aus diversen guten Gründen statt kritischer Seitenhiebe eher die Samthandschuhe regieren, wären wir also nicht hier, wo die wichtigsten und größten Medien auch Partner unserer aktuell verhinderten Skisterne sind, und wären wir bei unseren deutschen (Medien-)Nachbarn, dann … Ja, dann erinnere mich daran, dass das Boulevard-Blatt mit Fünfmillionen-Auflage als Folge von Pannen, Pech und Pleiten deutscher Ski-Damen vor einem Großevent, ob WM oder Olympia, das weiß ich nicht mehr so genau, dafür umso genauer, als plakative, giftig-gallige Schlagzeile wenig schmeichelhaft gewählt hat: Ab in die Skischule!
Was auch immer die wahren (Hinter-)Gründe für die desaströsen Resultate der vermeintlich größten aller Skinationen sind, wer oder was zumindest einen Teil der Schuld trägt, wo auch immer die Wurzeln des seit Jahrzehnten schlimmsten Übels unserer Nicht-,ehr-Pistenartistinnen ist, das will und kann ich auch nicht behaupten. Dass sich aber unsere Ski-Damen in die falsche Richtung entwickelt haben, darüber kann´s ja wohl keinen Zweifel geben. Und dass die rotweißroten Pistengirls nicht nur in der Beletage schon optisch mit den Weltbesten nicht mithalten können, dass sie also puncto Skitechnik nicht mehr Trendsetter sind, sondern sich auf Suche nach der richtigen Spur befinden, hat höchstens peripher, aber eher nichts mit dem Abgang von Ex-Sportchef Toni Giger ins Hirscher-Lager und weiteren Trainer-Rochaden zu tun.
Skistars aus den südlichen Strandparadiesen: Echte Kroatin Zrinka Ljutic (l.) und Beute-Albanierin Lara Colturi.
Weder der Ex-Sportdirektor, Ex-Forschungschef und Herrenchef noch die ausgewechselte Weltcup-Truppe an Trainern und Serviceleuten haben nämlich direkt etwas mit dem mehr oder weniger schockierenden Debakel zu tun, das der ÖSV-Skinachwuchs aller TV-Schönfärberei zum Trotz in St. Anton (und beim Parallelrennen in Lech/Zürs) kassierte. Wenn der einzige Jungmann, der beim Slalom durchkam, gerade einmal Zehnter wird, wenn gerade einer unterwegs zu einer Spitzenzeit scheint, ehe er ausscheidet, wenn nach dem verletzungsbedingten Ausfall der vermeintlich größten Hoffnung und dem Pisten-Aus anderer die beste Österreicherin gerade einmal Platz 16 im Slalom belegt, dann … Ja, dann ist schon so viel Feuer am Dach, dass die Köpfe rauchen sollten, wie man es nicht nur löscht, sondern sich auch darum kümmern, wo der Herd steckt, der sich zu einem Flächenbrand auszuwachsen droht.
Bis dahin müssen wir uns damit begnügen, mit der Rekord-Siege im Doppelpack jagenden Mikaela Shiffrin, der trotz schweren Hüft-OP´s ewig jungen Lara Gut-Behrami, auch die jungen, unbekümmerten Supertalente namens Lara Colturi oder Zrinka Ljutic zu bewundern, die für so klassische Alpinverbände aus Ferien-Strandparadiesen wie Albanien oder Kroatien fahren. Und fast immer unseren Ski-Damen die Ski-Enden zeigen. Ja, fast schon eine verkehrte Skiwelt, in der die LehrmeisterInnen von gestern jetzt vön Ex-Schuhputzerinnen lernen müssen, der Skischule anderer zu folgen. Ski heil!