Papa-Fürst alfonso

Wer Hubertus (von) Hohenlohe sagt, der denkt – nein, nicht mehr an einen Hansdampf in vielen Gassen, sondern an einen Tausendsassa, der zwischen dem TV-Hubertusjäger rund um die Welt, dem Perpetuum Mobile der Skipisten, und dem Jung-Ehemann (2019) pendelt. Einst hieß sein Motto: Busy Going Nowhere, ob als Radio- und sonstiger Entertainer, oder als Sänger. Und als polyglotter Sunny Boy, der sich gerne mit großen, dunklen Brillen ein progressives Mäntelchen umhängte. Und so nebenbei als Ski-Prinz seine mehr als gefährliche Hetz dabei hatte, im Weltcup für Mexiko im Wettlauf mit anderen „Exoten“ gegen den letzten (Abfahrts-) Platz zu rasen – wie den farbigen Senegalesen Lamine Guye, oder den Schwaben Lothar Munder, der kein Portugiesisch sprach, aber für Brasilien fuhr, weil er Vaters Berufs-Engagement wegen in Sao Paolo geboren worden war. Und wenn  die echten Granden mit ihnen und besonders Hubsi ihren Spaß hatten, auch bei Stürzen, die er baute, dann  wurde aus dem Skiprinzen auch einmal eine „Prinzenrolle“ (intimus Werner Grissmann).

Der typische Schwabe Munder und der ski-fanatische Ocean-Boy Lamine (er wechselte von heißen Dakar ins nasse Paris und weiße Savoyen)  lieferten die personifizierte Parallele zum universell begabten, aber vielfältiger Interessen wegen sportlich zerrissenen Hubsi, der für Mexiko startete, weil er in Mexiko City als zweiter Sohn des Fürsten Alfonso von Hohenlohe-Langenburg  („Er fuhr Autorennen wie die Panamericana – in einem Porsche“), damals  ebendort VW-Generalvertreter, das Licht der Welt erblickt hatte. Und trotz familiärer Beziehungen zur Fiat-Familie („Nonna, also Großmama, war eine Agnelli!“) ist der mittlerweile 61-Jährige,ewig jugendlich-agile Servus- und Ski-Prinz („Sechs Olympische Spiele, 19 Weltmeisterschaften!“) schon vor längerer Zeit beim von Volkswagen gekauften Luxus- und Edelprodukt Bentley gelandet. Damit hat sich quasi der PS-Kreis vom Papa (+2003), der einst den Marbella-Club erfunden hatte, zum umtriebigen Sohn geschlossen.

Wenn Bentley, die Luxuskarre, gerade recht ist für die englische Königsfamilie als Rolls-Royce-Alternative, dann ist sie allemal billig für einen mit Queen und Co. über zehn Ecken verwandten Adelsspross, der auf zwei Brettln ebenso daheim ist wie auf vier Rädern. Wie aber kam Hubertus als Promi-Testimonial auf und zu Bentley? „Über den Bentley-Händler Robert Engstler, der in Kitzbühel neben dem einstigen Marbella-Klub ein Haus hatte“, schildert Hubertus, wie ihn gleichsam ein der Zufallsgenerator als Stamm- wie Ehrengast des Hahnenkamm-Ski-Klassikers in ein 600 PS starkes, 2,5 Tonnen schweres Bentley-Cabrio setzte. „Hat ein Automatikgetriebe mit vielen Gängen, ist aber absolut wintertauglich durch den Allradantrieb“, schwärmt Hubertus von der Edelkarosse, die in 4,4 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt und mit dem Highspeed von 325 km/h nicht nur schneller fährt, als die Polizei erlaubt, sondern auch mehr als doppelt so schnell wie Hubsi einst auf Abfahrtspisten.

Auch wenn er vielleicht ein Zehntel dessen in Skitraining und Vorbereitung investierte, so hatte sich der zweite Ski-Prinz der Geschichte nach Karim Aga Khan (Olympiateilnehmer 1964, Innsbruck/prominentes Streif-Licht als Kitz-Abfahrer) nie gescheut oder gar davor gefürchtet, alle klassischen Abfahrten zu bestreiten – auch die gefürchtete Streif, um die der senegalische Edelkomparse Lamine Guye nach Erstinspektion einen Bogen gemacht hatte mit einem Strich in der Hose. „Ich aber bin sie in den 80ern und 90er etwa 14mal im Rennen gefahren – beim letzten Klammer-Sieg 84 war ich nur 8,9 Sekunden hinten!“ Auch das ein Adelsprädikat auf Ski, wobei Hubertus gesteht, „dass mich der Angstschweiß nur in Val ´Isere gepackt hat bei der Face-de-Bellevarde-Abfahrt – da siehst am Start außer Felsen rundum nichts!“ Und er hat trotzdem Angst und beängstigende Strecke besiegt. Wie immer, seit er wegen der an Trübsinnn grenzenden Fadesse im berühmt-berüchtigten Stella-Matutina-Gymnasium zunächst als TV-Zuschauer, später als aktiver Skifahrer den Rennlauf entdeckt und zum Hobby gemacht hatte .

In schwere Verletzungen, sprich: Beinfrakturen, gestolpert hingegen ist Hubertus auf seine schon älteren Tage am Ganslern-Slalomhang in Kitzbühel mit Blick auf den Reisch´schen Rasmushof, Bentley-Haus und Weirathers Race-Club, weil ihm eine Torstange zum Verhängnis geworden war. Fazit? Statt im Ziel und Apres-Ski landete Hubsi am OP-Tisch in St. Johann und in einem abgesperrten Zimmer, das ansonsten mit und nach Hansi Hinterseer die Fans beider gestürmt hätten … Nach der Devise: was einen nicht umbringt, t, macht einen nur stärker, schaffte der Ski-Prinz auch das Pisten-Comeback, notabene ohne Kreuzband, das er sich schon Jahre davor bei einem Hobby-Kick gerissen, aber nicht operieren hatte lassen, vielmehr die Muskeln rund um die Bänder im Reha-Training so gestärkt hatte, dass er wieder Brettl´n anschnallen durfte und konnte. Kurzum, auch als Weltcup-Nachzügler ist Hubertus durch viele Wässerchen geschwommen. Und die haben weder seine Frohnatur noch seinen Freigeist trüben können.

Mama Ira

Ja, Freigeist, das war und ist er von Kindesbeinen an gewesen, der in Internaten, dann Grazer Lichtenfels-Gymnasium und schließlich auch am Goess-Saurau´schen Murhof dem laissez faire und als Multitalent auch dem Golfsport (österreichischer Mannschaftsmeister) erfolgreich frönte. Hubertus hier, Hubsi da, er war wie gesagt ein Mann in vielen, wenn nicht allen Gassen, der wahlverwandt oder befreundet war mit Ikonen a la Falco, dem Musikus „Fitschi“ Vieweger, dem bürgerlichen Ski-Coach Erich, der nicht Graf ist, sondern nur so heißt, vom Monaco-Fürst und Olympia-Freund Albert über Formel-1-Legende Niki Lauda bis zum italienischen Ski-Gott Alberto Tomba, mit dem der Ski-Prinz jetzt nicht nur via Pisten bekannt, sondern sogar familiär quasi verschwägert ist. Heimlich, still und leise hat er sie 2019 in Liechtenstein geheiratet – jene Simona, die er schon 1994 in Lillehammer („In der Casa Modena!“) kennen- und lieben gelernt hatte. 25 Jahre mussten ins Land gehen, damit er schlussendlich Nägel mit Köpfen machte, so nebenbei in Abwesenheit von Frau Mama Ira, die nach der Scheidung vom Kindesvater Alfonso den Zinn-Baron Baby Pignatari geheiratet hatte. „An den“, so Hubsi sarkastisch, „hab ich keine Erinnerungen, ich hab ihn nämlich nie in meinem Leben gesehen!“ Außer auf alten Fotos. Vielleicht, wer weiß?

Im Gegensatz zum legendären Fichtel & Sachs wie Opel-Erben Gunter Sachs, der weniger als Bob-Talent denn mit seinen Ehen und Affären (Soraya, Brigitte Bardot) als Salonlöwe und Partytiger zum Inbegriff eines Playboys stilisiert worden war. Aber anders als Wahlonkel Gunter wollte und wurde Hubertus, eher Kontrastprogramm zu seinem Status, lieber zu einem sportlich-künstlerisch angehauchten Paradiesvogel denn zu einem Schnittlauch auf allen Society-Suppen. Hochadelig, aber bodenständig. Auch des Sports wegen. Zwar neuerdings im Bentley unterwegs, aber auch mit Head-Rennskiern, „die ich super im Auto verstauen kann. Und hinten hab´ ich zwei Fernseher, damit sich die mitfahrenden Begleiter alles anschauen und amüsieren können!“ Darum mag man Hubsi eben. Alle für einen. Einer für alle. Sport verbindet.

Die Karriere neben der Skikarriere war erst auf Musik, Mimik und Entertainment aufgebaut, ehe sich Hubertus („Das war damals eher Zufall – und mit dem Selfie hab´ ich die Spiegelbilder entdeckt!“) als Fotograf einen Namen machte. Nicht nur, aber auch mit den ziemlich freizügigen Skilehrer-(Innen)-Kalendern, die er zum Beispiel im In-Lokal Motto präsentierte mit hochadeligen Promis wie dem Fürsten Karl „Kari“ Schwarzenberg und dem Immer-noch-Ehemann von Caroline von Monaco, Ernst August von Hannover. Auch Hoch-Adel verpflichtet und verbindet. Krethi wie Plethi.

Als er eine neue Herausforderung suchte, kam Hubertus auch mit der emeritierten ORF-Legende Teddy Podgorski, damals bei Servus-TV, ins Gespräch – und der legte ihm die „Rutschn“ zu Didi Mateschitz. Der „Oberbulle“ hörte sich die Projekt-Idee des Ski- und Foto-Prinzen nicht nur an, sondern war davon höchst angetan. Und angesichts des Namens und in Anspielung auf adelige Tradition lag der Name der vereinbarten, neuen Servus-Sendung auf der Hand – Hubertusjagd, was sonst? Adel und (nicht nur Ski-) Jagd, das hat Affinität. Was vor neun Jahren begonnen hatte, hat sich zum Leidwesen des Prinzen offenbar nach etwa 60 Sendungen mittlerweile einem vorzeitigen Ende genähert, obschon Hubertus noch viele Städte und Regionen in seinem Fokus hätte. „Wir waren in 20 bis 30 Ländern, von New York mit meiner Designer-Tante Diana Fürstenberg über das unglaubliche Taipeh bis zum kolumbianischen Medellin, wo mich vor Mafia-Brüdern nur meine Spanisch-Kenntnisse gerettet haben …“ Das Un- und Außergewöhnliche der von ihm ausgesuchten Städte machte Würze in der 40-Minuten-Sende-Kürze.

Abwarten, ob es für die hochinteressanten, hin und wieder auch brisanten Themen der 9-jährigen Vergangenheit doch noch Zukunft gibt. Wenn nicht, dann wird der kreative, fünfsprachig-polyglotte (Frei)Geist ganz sicher noch etwas Neues finden. Möglicherweise sogar in einer neuen Rolle im Skirennsport, der ihm in Zeiten wie diesen am Herzen liegt. Nicht mehr als aktiver Rennfahrer, sondern als wichtiger Ratgeber in einem der Gremien des Weltverbandes FIS, der nach 45-Jähriger Praxis besser als jeder bürokratisch geschulte Theoretiker weiß, was Rennläufer(Innen) suchen und brauchen. Und so nebenbei hat er jetzt als Neo-Ehemann auch „Hausaufgaben“, was seine Simona betrifft. Ihr waren nämich nach einem fatalen Sturz (in Italien) mit einer eingegipsten Fraktur im wahrsten Sinn des Wortes für längere Zeit die Hände gebunden.

Nach Skirennläufer, Autotester („Die Presse“, z. B. Porsche an der Riviera/Monte Carlo, Nizza), Sänger, Musikus, Entertainer, Fotograf und Hubertusjäger jetzt in der neuen, ungewöhnlichen Rolle als Hausmann Hubsi, der sich um Simona und ihre beiden Kinder kümmern muss, vor allem um die kleine Tochter, „meine Piccola Principessa, die mir ans Herz gewachsen ist!“ Auch wenn sie keine Royals sind – Hubertus (von) Hohenlohe garantiert bei aller Freigeistzügigkeit für Erziehung und Aufwachsen im Sinne blauen Geblüts. Da kann man so sicher sein wie für unkonventionelle Aktionen aller Art, die man mit ihm assoziiert Oder, wie er selbst von sich sagt: „Ich bin halt eine Gesamtkomposition!“ Dazu ist ihm ebenso zu gratulieren wie zu seinem 62. Geburtstag. Ad multos annos, junggebliebener WM-Kandidat, dem am 18. Februar in  Cortina die Stunde der Quali schlägt. Oder auch nicht. Das (Ski-) und bunte sonstige Leben geht weiter. Das hat er im blauen Blut.