Was für ein Speed-Weekend im Welschschweizer Wallis und am Olympiaberg In Kvitfjell! Wäre es um Medaillen, dann hätte die zuvor so oft gebeutelte rotweißrote Alpinnation über einen Goldregen und Medaillensegen gejubelt! Sieben Jahre nach Abfahrts-WM-Silber in St. Moritz drehte die modebewusste, fesche, frisch in (einen derzeit verletzten Teamkollegen) verliebte Tirolerin Stephanie Venier endgültig das Rad der Zeit mit dem Hundertstel-Triumph im Super G zurück, während die Love-Story-Vorgängerin Conny Hütter ihren im Vorjahr eingeläuteten zweiten Frühling als Zweite der ersten Crans-Montana-Abfahrt unterstrich.
Und während unter ihrem alten Abfahrts- und inzwischen neuen Chefcoach Roland Assinger vor allem die reiferen Semester wieder in Schuss gekommen sind, schloss im hohen, weit winterlicheren Norden ein immer noch hungriger, alter Löwe wie Ex-Doppelweltmeister Kriechmayr wieder dort an, wo er in als Gröden-Super-G-Sieger aufgehört hatte.
Dem 33jährigen Landwirtssohn aus dem hügeligen Mühlviertel ist zu gratulieren, dass er mit Risikoreichtum die Gunst der Stunde, sprich: um zwei Kurven verkürzte Strecke, siegreich ausnützte. Und damit auch die Chance wahrte, beim März-Weltcup-Finale in Saalbach, zugleich WM-Generalprobe 2025, den diesmal fehlerhaften Marco Odermatt im Duell um die kleine Super-G-Kugel noch abzufangen …
Wenn von Gunst der Stunde und besten Pistenbedingungen auch für höhere Nummern die Rede ist, dann … ja, dann schaut´s eher traurig aus, was die heimische zweite Garnitur betrifft. Okay, bei den Damen gibt´s die Ariane Rädler, die ihr Podest-Potenzial schon mehrmals angedeutet hat, aber dahinter klafft eine Lücke, die jedenfalls von Läuferinnen a la Nadine Fest, der früheren Juniorenweltmeisterin und Europacupsiegerin alles andere denn ausgefüllt werden.
Ich frage mich nur, warum etwa eine Bosnierin oder eine Kiwi-RTL-Kanone und andere bei den Damen, bis vor kurzem kaum bekannte Italiener, Schweizer, Kanadier, Amerikaner, Nordländer ihre Chancen beim Schopf packen, wenn sie sich anbieten, es hierzulande aber nur noch selten bis kaum gelingt, aus relativ erfolgreichen Europacup-Speed-Läufer(inne) auch für die Weltcupspitze konkurrenzfähige und medaillenverdächtige Pistenartisten zu formen.
Hier muss der neue Sportdirektor Stecher den Hebel und womöglich den Rotstift ansetzen, damit der Schalter umgelegt werden kann. Irgendwas im System muss falsch oder faul sein, dass die Fabrikation von Toptalenten stottert, wenn nicht sogar steht – und das in einer Skination, die Nr. 1 sein will. Ewigen Frühling für alte Hasen und hungrige Löwen wird´s nicht ewig geben !