Fussball

Slapstick-Gegentor als Anfang vom Ende einer absurden Realität

Da wir Österreicher (und dabei fürchte ich auch ein Teil unserer  Kicker) in einem medialen Überschwang der Hochgefühle wie einer neuen Euphorie ums Team und Teamchef R. R. offensichtlich dachten, zur Beletage des Fußballs zu gehören, ging´s heute eher unerwartet eine Etage tiefer. Was nach dem den Spielverlauf verzerrenden 1:1 in Wien gegen harmlose Serben wie zur Halbzeit des Nation-League-Rückspiels im halbleeren Mitic-Stadion von Belgrad  niemand für möglich gehalten hätte, verwandelte sich binnen weniger Minuten vom undenkbaren Konjunktiv in bittere Realität.

Und das mit einem Slapstick-Tor, das wir in Form einer überzogenen Selbstsicherheit den Serben quasi schenkten. Ein Hoppala als Anfang vom Ende, das nach einer roten Karte ohne Elfer mit 0:2 angesichts der von da an groß auftrumpfenden Hausherren noch glimpflich ausfiel. Dass zur Pause auch der verletzte/erkrankte spanische Referee ausgetauscht werden musste, passte ins verhöhnende Graffiti.

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Absurd, so nannte Teamchef Ralf Rangnick das negative Endergebnis mit „gefühlten 80:20-Prozent Ballbesitz“. Und er haderte mit dem Gegentor-Geschenk in Belgrad ebenso wie er um die verjuxten Chancen und verschenkten zwei, drei vorgelegten Tore in Wien trauerte. Auf die Frage der Kienast-Fußball-Tochter im Servus-TV-Interview. warum wir Tore kriegen, die wir nicht schießen, blieb er die Antwort schuldig, auch wenn er nach dem Wien-Spiel darauf verwiesen hatte, dass wir gegen die Türkei (im Ramadan um die goldene Ananas) sechs, gegen Norwegen fünf und gegen Holland und Kroatien je drei geschossen hatten.

Bei allem Respekt vor der Langzeitkarriere und den technischen Fähigkeiten des Rekord-Nationalspielers Arnautovic, so sei erinnert, dass er – frag nach bei Inter und auch Westham – eben nie ein echter Torjäger war. Wenn der Teamchef einen Jung-Goalgetter wie Laibach-Legionär Florucz einberuft, dann stellt sich de Frage, warum er ihn nicht dann, wenn allseits Ladehemmung regiert, als Jolly Joker ins Spiel bringt. In einem Kader vieler ähnlich gearteter, austauschbarer Spieler gehobener Mittelklasse mit guter Passkontrolle fehlt es just an jenen, deren Stärke im Abschluss steckt. Ob Florucz einer ist, ließ sich mit seinem Kurz-Wien-Einsatz schwer prüfen…

Und weil der Defizite so ist, wie sie sind, hat sich trotz offensiverem, druckvollerem Spiel für Österreich insofern leider nichts geändert, dass uns auch in der hochgelobten Rangnick-Ära als Teamchef das österreichische Fußballschicksal immer dann einholt, wenn Entscheidungsspiele anstehen – das war so im Euro-Achtelfinale gegen die Türkei, das war so in der Nations League mit dem 1:1 in Slowenien – und das hat sich gegen die von uns lange total dominierten Serben wiederholt.

Womit wir, zuletzt die Nr. 22 in der Weltrangliste, durch das selbstverschuldete 0:2 gegen die Nr. 34 von der A-Gruppe in die B-Gruppe abgestiegen sind. Deshalb, weil im Fußball immer noch die (auch glücklichsten) Tore zählen, die man schießt, und nicht die absurdesten, die man dem Gegner auflegt. Andersrum: In Schönheit gestorben, ist trotzdem gestorben…

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