Ob im Einser-Programm oder im ORF Sport+, was immer das bedeuten soll, so werden uns jetzt immer wieder Live-Bilder, Highlights oder Wiederholungen von den Paralympics mit all seinen Facetten aus Paris gezeigt, bei denen Rotweißrot zwar die eine oder andere Silber- und Bronzemedaille geholt, aber aus unterschiedlichsten Gründen lange nicht so viel gewonnen hat, wie das früher des Öfteren der Fall gewesen war. Aber auch vor jenen, die mehr oder weniger knapp das Podest und damit das Ziel ihrer Träume verfehlt haben, muss man den Hut ziehen, mit welch Ehrgeiz, Energie, Selbstdisziplin und Selbstüberwindung sie die Rückkehr ins Leben und zum Sport gemeistert haben. Daran können sich an Haupt und Gliedern unversehrte, gesunde Sportler: Innen ein Beispiel nehmen, aber nicht von Vorbildern reden, weil es ja ganz andere Voraussetzungen und Motivationen sind, die dahinterstecken.
Ich hoffe, dass man mich nicht falsch versteht, wenn ich jetzt sage, dass ich mir abseits von Olympischen Spielen wünschen würde, dass der Staatsfunk uns und vor allem der Jugend wenn schon nicht Live-Sendungen wie anderswo gängig, sondern zumindest längere Ausschnitte von echten Sportklassikern frei ins Haus liefert. Aber was bekommen wir serviert statt Diamond League in der Leichtathletik, Top-Events a la Mare Nostrum oder Sette Colli im Schwimmen, Tour de France, Giro d´Italia, Vuelta d´Espana der Pedalritter, Turn-WM oder Weltcups, Grand-slams oder Masters im Tennis, Tt-World Tour oder Triathlon-World-Sseroies? Lokale Pimperl-Veranstaltungen, zweitklassigen (nicht nur Frauen) Fußball, drittklassige Tennisturniere, dazu jede Menge an Yoga, Live-Pressekonferenzen über Auslosungen, Beachvolley und – natürlich Formel 1 ohne Ösi-Piloten, aber Servus die Bullen-Team in längsten Längen und mit höchstem Aufwand, ganz so, als würden die Elektriker in der Regierung, gestärkt durch Grünen Veltliner, nicht am liebsten den Stecker ziehen, was sie sich allerdings im Lande ehemaliger Weltmeister, Gott hab sie selig, und eines lebendigen, populären Epigonen natürlich nicht trauen des, ich sag´s einfach Neudeutsch: Shitstorms wegen, den das PS-Klientel entfachen könnte.
Auch wenn sie vielleicht keine Freunde von Sprichwörtern sind, die aus dem Lauf der Zeiten geboren wurden, so möchte ich ans geflügelte Wort oder gar eine uralte Bauernregel erinnern, das/die da heißt: Was da Bauer net kennt, des frisst er net. Ja, was soll der Normalverbraucher, der sich kein Pay-TV mit allen Stückerln leistet, beim lückenlosen Normal-Olympia-Programm mit Namen, Zeiten, Weiten, Punkten anfangen, die er weder kennt noch einordnen kann. Und der erstens deshalb und zweitens oft darum, weil der eine oder die medial zu Hochgejubelte voreilig Versprochenes nicht gehalten hat, diesem Sport und solchen Sportler: Innen in enttäuschtem Patriotismus gleich wieder den Rücken kehrt. Motto: Der/Die san a nix wert. Ein Spiel, das sich alle vier Jahre wiederholt, ob Sommer oder im Winter abseits von Pisten, Schanzen und Loipen aller Arten und Formen.
Und darum darf´s niemanden wundern, wenn der klassische Sport hierzulande immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird, weil die krankhafte Sucht nach mitunter auch abwegigen bis abnormen Superlativen die Oberhand gewinnt. Leider sind dabei sogar dem Servus-Sponsor-TV ebenso wie dem ORF sowohl Showdown als auch 100m-Show-Sprint zwischen Himmelstürmer und Hürdenmeister am fast vollbesetzten Zürcher Letzigrund als Warmup-Spektakel zum heutigen Weltklassemeeting entgangen. Übrigens hat Stabhoch-ET Duplantis in 10,37 Sekunden gegen Karsten Warholm in 10,47 gewonnen – beide in schnelleren Zeiten als der in Paris von allen guten (olympischen) Geistern verlassene Ö-Sprintmeister Markus Fuchs (10,59), der so gerne um die 10 Sekunden gelaufen wäre. Ein ebenso frommer Wunsch wie jener nach Live-Übertragungen und/oder tollen Zusammenschnitten von Sportklassikern statt unerträglichen (Er)Füllprogrammen für Sportpolitiker samt verlängerten Armen.