Ist´s nur ein Gerücht, das man kursieren ließ, um zu wissen, wie die Fans ticken? Oder stimmt´s tatsächlich, was die Medien wie der volkmündliche Spatz vom Rapid-Dach pfeifen, dass nämlich ausgerechnet Peter Stöger, der letzte Meistermacher der Wiener Austria, der neue Rapid-Trainer wird? Natürlich haben sich die Zeiten geändert seit den 50er-Jahren, als ein gewisser Hansi Riegler das vermeintlich Undenkbare, Unvereinbare, Unzumutbare vollzog, als er als erster Spieler ein Tabu brach, um von den Grünweißen unter lautem Protestgeschrei zu den Violetten wechselte. Letztlich mit viel Lärm um Nichts, weil der echte Rapidler als unechter Austrianer ebendort nie mehr wurde, was er vordem gewesen war. Und deshalb nach Frankreich ging, damals beliebtestes Legionärsland der Österreicher von Melchior über Happel, Stojaspal bis Kominek – und eben Hansi Riegler (Lens).
Das ist mehr als ein halbes Jahrhundert her und ein Stöger, der als Jobhopper nach der Austria-, Vienna- und Innsbruck-Karriere mit Rapid den Meistertitel gewonnen und sich bis ins Europacupfinale der Cupsieger gekämpft hatte, auch schon knapp 30 Jahre her. Inzwischen ist er nach den vor allem ersten erfolgreichen deutschen Jahren mit Köln und danach als Intermezzo bei Dortmund gleichsam als Nebengeschäft zur Sky-Expertenrunde als Sportdirektor beim Zweitdivisionär Admira-Wacker gelandet, der drauf und dran ist, im Finish die Aufstiegschancen gegen Ried zu verspielen. Schwer zu sagen, ob die Abwärtsspirale mit der Stöger-Abwerbung durch den Ex-Admiraner und Rapid-Sportdirektor zu tun hat. Der Grünen-Boss lässt die Katze nicht aus dem Sack, sondern beteuert, dass nichts entschieden sei, der Kreis auf drei Kandidaten eingeschränkt wäre …
Lauter Konjunktive, wo immer man hinhört oder hineinliest. Der meiner Meiung nach womöglich schwerwiegendste, wenn nicht explosivste Konjunktiv scheint mir die violette Vergangenheit, mit der Stöger von den grünweißen Hardcore-Fans weit mehr assoziert wird denn mit der kurzen, obschon erfolgreichen bei Rapid. Und was diese an unselige Hooligans erinnernde Gruppe im Ernst – und in deren Augen geraezu Notfall anrichten kann, das hat man ja in dieser Saison leider mehrmals erleben müssen.
Was Rapid und Katzer also über alle sportlichen Trainerqualitäten des Ex-Teamspielers, aber auch letzten Austria-Meistermachers Stöger hinaus riskieren, kann zum Spiel mit dem Feuer werden. Das Schauspiel Biedermann und Brandstifter (Max Frisch) ist nicht nur ein literarisches Lehrstück, das zeigt, wohin falsch verstandene Gutmütigkeit führen kann…

