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Sportförderung in Rotweißrot: Neue Titel, alte Hüte

Vor kurzem hat ein Kurier-Kollege einen Einblick in das Förderwesen im heimischen Sport gewährt. Da und dort auch populistisch simplifiziert und tendenziös kommentiert, wenn es darum ging, dem einen oder anderen Entscheidungsträger am Zeug zu flicken, an dem sich viele Geister scheiden. Grundsätzlich aber ist´s Zeit, die seit den Proporztagen fast historische Mehrgleisigkeit gerechter Unterstützungen bis zu zweifelhaften Gefälligkeiten oder Übervorteilungen näher zu beleuchten. Unsereins kann sich noch erinnern, als man hierzulande in Schillingzeiten von der Sport-Milliarde geträumt hatte, die inzwischen mit einem Rahmen von 118 Millionen Euro allerdings so gut wie verdoppelt wurde. Bei Durchsicht der Daten und Fakten lässt sich jedoch schwerlich behaupten, dass – abseits von Winter und Ski – die Erfolge auch direkt proportional gewachsen wären. Und ob sich dabei, wenn überhaupt etwas ändert, weil man die verschiedenen Instanzen vor einigen Jahren noch um eine Sport-G.m.b.h. mit zwei sehr gut dotierten Geschäftsführern erweitert hat, scheint mehr als nur zweifelhaft zu sein.

Ja, ja, diese Stückelung in unterschiedliche Institutionen und Instanzen, von Sportministerium über Sport G.mb.h., Sport Austria (neues Etikett für BSO), ÖOC, Heeressport und was noch alles dazugehört, verschlingt samt mehr oder weniger teuren Administrationen und Angestellten einen so gro0en Batzen Geld, dass man sich fragt: Heiligt der hehre Zweck alle Mittel? Oder verderben viele Hobbyköche den Brei? Und wenn man dann noch näher betrachtet, wer in welchen Kommissionen oder Gremien nicht nur bei-, sondern diesen sogar vorsitzt, dann kann man sich nur wundern, was in diesem Lande alles möglich ist. Was soll man sich als langgedienter, natürlich in heimischen (Sport)Gewohnheiten erprobter Journalist denken, wenn im kleinen Österreich und nicht im US-Mutterland dieses Sports der engagierte Präsident des (Amateur)American-Football-Verbandes zum Chef der heimischen Spitzensport-Kommission bestellt wird? Echter Überzeugung, dass er der richtige Mann am rechten Platz ist, damit wir über kurz oder eher länger zur fast nur noch professionellen (Welt- oder Europa-)Spitze aufschließen, kann das kaum entsprungen sein. Eher riecht das nach (politischem) Kuhhandel, getreu dem seit Jahrzehnten geübten Austria-Prinzip: Eine Hand wäscht die andere. Oder nimmst du mich, helf´ ich dir, wenn´s darum geht, etwas oder wen zu promoten oder zu verhindern.

Wie viel Geld zur Verfügung steht, welche Titel oder Etiketten man austauscht, um damit Modernisierung oder Fortschritt zu signalisieren oder vorzugaukeln, mit solchen, nicht einmal von einschlägigen Experten beschlossenen und mit Millionenbeträgen geförderten kosmetischen Korrekturen wird der österreichische Sport weder Glück noch Erfolg zwingen können. Mit gebündelten Interessen und Instanzen ebenso wie mit erfahrenen, echten Experten als Entscheidungsträgern wären die Chancen um Eckhäuser größer als mit der weitverzweigten, tiefverästelten, politisch motivierten „Kommissionitis“, die viel kostet, aber dafür wenig bringt. Man muss allerdings kein Prophet im Lande sein, um zu ahnen, dass auch noch so schön plakatierte Reformen wieder reformiert werden. Neue Titel, alte Hüte. Alles nach dem Motto: Was der Bauer net kennt, des frisst er net! Auch wenn´s eigentlich darum ginge, dass der österreichische Sport nicht bei vollen Schüsseln und trotz 118 oder noch mehr (Sponsoren-)Millionen Euro verhungert…

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