Leichtathletik

Starlet Schwärzler und erklärungsbedürftige Schwindsucht unserer Talente,

Natürlich hängt´s auch damit zusammen, dass wir ein kleines Land sind und nicht einmal mehr im alpinen Skirennsport aus dem Vollen schöpfen können wie ehedem, weil unser Reservoir immer kleiner, die Dichte an der Spitze auch mit (Pseudo) Exoten immer dichter wird. Wenn wir das vom Skilauf jetzt umlegen auf den Weltsport mit all seinen klassischen Disziplinen, dann könnte man überspitzt sagen, dass wir da und wann die rotweißroten Farbtüpfelchen sind, nicht ,mehr und nicht weniger, Und da wir eben nur alle heiligen Jahre einmal die Rogans, Podos, Auböcks, Musters, Thiems und Konsorten aus diversen Bereichen haben, überschütten wir gerne die eine oder anderen aus dem Kreise unausgereifter, noch lange nicht erfüllter Hoffnungen mit Vorschusslorbeeren aufgrund früher, aber doch zu relativierender Erfolge im guten Glauben und des unstillbaren Wunsches, dass aus ihnen auch das wird, was uns ihre Mentoren aus vollem Munde versprechen oder mehrmals versprochen haben.

Ich erlaube mir dieses Thema deshalb anzuschneiden, weil gerade die Olympischen Spiele vorbei sind und gerade jetzt nach den aus unserer Sicht eher deprimierenden US-Open heimische Turniere samt Daviscup stattfinden oder ins Haus stehen wie aktuell der vom Leitgeb-Filius organisierte Challenger in der Gartenstadt, in der man es von den vielen heimischen Thiem-Epigonen mit dem zweifachen Ex-Staatsmeister Lukas Neumayer aus der Sportlerfamilie aus Radstadt nur ein einziger Österreicher ins Achtelfinale geschafft hat – bei einem Turnier, das vor allem als Geburts- und Aufstiegshilfe für unsere Toptalente noch von Vater Ronnie Leitgeb aus der Taufe gehoben worden war, geschäftstüchtig wie er war natürlich auch mit staatlich televisionärer Begleitung, als wär´s ein Mini-Masters:

Wer gedacht hätte, der vom mehrfachen Junioren- und Doppel-Grand-Slam-Sieger, Sportdirektor und Daviscup-Captain Jürgen Melzer höchstpersönlich  betreute Joel Schwärzler, vor einigen Monaten als weltbester Junior gefeiert, würde auf der Provinzbühne demonstrieren, dass er eigentlich zum Welttheater gehört, wurde enttäuscht. Von all den tollen Eigenschaften und vermeintlich unerschöpflichen Potenzial, von dem seit Monaten geschwärmt wird, musste man da im ORF Sport + leider ein Minus-Hakel erleben. Dabei ist der gebürtige, in Südafrika aufgewachsene, in Vorarlberg ausgebildete, in die Südstadt gewechselte Schwärzler schon 18 1/2 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem ein Becker, Wilander, Agassi und jetzt auch Alcaraz schon Grand-Slams oder andere große Turniere gewonnen und, siehe Carlito, ein US-Open-Viertelfinale erreicht haben.

Zu viel verlangt? Mitnichten, weil Joel Josef schließlich die Nummer 1 der Junioren war – als erster Österreicher seit Muster, der dann auch Nummer 1 der Welt wurde. Und jetzt sind wir beim eigentlichen Thema, das ich damit angeschnitten habe. Warum schaffen immer weniger junge Österreicher: Innen, die als Starlets wie Stars in spe verkauft werden, ohne es zu sein, sich aber mit überschätzten Zweit- bis Drittklassenerfolgen womöglich schon als solche fühlen:. Und damit vielleicht auch unterbewusst die Zügel schleifen lassen, obschon sie – ich erlaub mir trotz aller möglichen Unterstellungen diesen Ausdruck –  einen Schleifer brauchen würden statt Süßholzraspelns.

Wenn ich daran denke, wie viele als vermeintlich unaufhaltsame heimische Talente aus den verschiedensten Sport-Szenen letztlich zu unerfüllten Hoffnungen schrumpften, das stimmt mich wenigstens nachdenklich. Und es sollte auch die Sportverantwortlichen im Lande dazu anregen, diesen Schwund an den Schnittstellen zu analysieren, weil diese Schwindsucht auch ganz schön teuer kommt wie bei einem Fass ohne Boden. Die Zahl jener Jung-Österreicher: Innen, die im Nachwuchsbereich noch Medaillen errungen haben, dann aber den Übergang, Neudeutsch die Transition, zur Allgemeinen Klasse höchstens ausnahmsweise oder nie schaffen, ist einfach viel zu hoch und die der enttäuschten Hoffnungen zu groß.

Hoffen wir, dass es Schwärzler erspart bleibt, der Alemanne die kurze Durststrecke überwindet und nicht so endet wie etwa im Schwimmsport die erste und bisher einzige Junioren-Vizeweltmeisterin (2019, Budapest, 200m Rücken) Lena Grabowski , die als Jung-Twen, so höre ich, als sportlicher Schatten ihrer selbst das Handtuch wirft. Oder wie in der Leichtathletik die weidwund dahindümpelnde ehemalige Junioren-Vizeweltmeisterin im Siebenkampf, Sarah Lagger. Und. Und. Und. Dieser Beispiele gibt´s leider derer so viele, dass sie auch für den  Sportminister ernüchternd sein sollten…

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