Es hat sehr geweihnachtet und tut´s eigentlich noch immer, ob daheim oder in den ländlichen, traditionell illuminierten, geschmückten, heuer romantisch verschneiten Wintersport- und ruralen Urlaubsorten. Es sind Kraftquellen für alle, um den Akku wieder aufzuladen, ehe im neuen Jahr neue Herausforderungen auf uns alle zukommen. Für die Pistenartisten und Weitenjägerflotte gilt diese Faustregel nicht, denn sie werden seit geraumer Zeit in ein straffes Weihnachts-Neujahrskorsett gezwängt, um den Fans vor Renn-Ort oder via Fernsehen ein Jahreswechsel-Spektakel zu bieten, bei dem allerdings schon der eine oder andere Vorhang über eine Karriere fiel.
Ich schneide dieses Thema in Erinnerung an den fatalen Vorjahrs-Sturz des damals frischen Madonna-Slalom-Siegers Marco Schwarz an, der das bis dahin packende Duell mit Marco Odermatt auf dramatische Weise in ein Solo für dem Schweizer verwandelt hatte. Und wenn ich mich recht erinnere, so hat´s vor dem gar nicht so schlimm wirkenden, aber folgenschweren Sturz für den Kärntner nicht wirklich geweihnachtet in der gar nicht stillen, sondern mit einer Hetzjagd gefüllten Zeit.
Oh Madonna, oft gebrauchte Floskel, war aber (zu) treffend. Nach Sieg mit allem Drum und Dran ging für Blacky erst um oder nach Mitternacht die Post ab – allerdings nicht zur Feier, sondern zur Fahrt heim nach Radenthein bei Kleinkirchheim in Kärnten, um sich am Heiligen Abend auszuschlafen, den Christtag aber dann nur bis mittags mit Familie zu verbringen, ehe mit allem Schnick und Schnack die Post wieder abging mit dem Auto ins noch weiter entfernte Bormio ins Veltlin, zwei mittlere Rallyefahrten über 400 bis 500km bei mitunter Schnee, Regen Eisglätte, Stau etc.
Aber selbst dann, wenn der Rennfahrer nicht Pilot, sondern Beifahrer eines Servicemannes spielen sollte, so kosten solche Fahrten mit Konzentration auch Substanz, die anderntags im Training oder im Rennen zu verhängnisvollen Fehlerm nicht nur auf der schwierigen Stelvio-Piste führen können, die in der Regel vereist und gefürchtet ist. Den FIS-Terminplanern aber scheint nur wichtig, das vormals nur mit der Vierschanzen-Tournee in Städten gefüllte Feiertags-Loch zusätzlich mit Alpin-Attraktionen vom Zauberberg Semmering (Damen) bis Bormio auch im Fernsehen zu bereichern, wobei ursprüngliche Silvester-Abfahrten (30./31.) aus Rücksicht aufs betuchte Mailänder Ferienklientel kurzerhand, aber rücksichtslos um ein, zwei Tage rückversetzt wurden – auf Rücken und Kosten der Speed-Spezialisten.
Ich gehöre, schon gar nicht in monetär höchst angespannten Zeiten zu den ideologischen Anhängern der ehedem wichtigen Gewerkschaften – ich finde aber, dass die Rennläufer: Innen wie schon vor 50 und mehr Jahren entriert, eine mit prominenten, auch rhetorisch geschulten Kapazundern eine ernst zu nehmende interessensgruppe bilden müssten, die einen wirksamen Gegenpol zu einer Funktionärs-Kamarilla bilden, die mit ihren mitunter unverständlichen Reiseterminen nur die Sportler: Innen unter Druck setzen und in Gefahren bringen, nicht aber sich selbst.
Auch darüber sollte zur stillen Zeit in stillen Kämmerleins einmal nachgedacht werden, damit mehr Vernunft und weniger noch so knallige Schlagzeilen regieren, die Sensationen versprechen, die allzu oft in Tragödien münden. Auch der oberste FIS-Boss sollte sich einmal solcher Parforce-Ritte von Rennorten zu Rennorten unterziehen, um zu wissen, wie viel Kraft dabei verloren geht. Mit dem e e enfalls nur kurzen Urlaub der englischen Premier-League-kicker lässt sich das, auch wenn Head-of-all Johan Eliasch in London lebt, ganz sicher nicht vergleichen… .