Down to the wire, so sagen dazu die Anglo-Amerikaner. Dramatik pur, kaum zum Aushalten. Spannung bis zum letzten Augenblick. Wir Sportfans haben das gestern zweimal erlebt. Wir wurden gestern zweimal, in welchem Lager immer man auch stand, zumindest emotional und mental auf die Folter gespannt wie selten zuvor, wenn es im Sport um Alles oder Nichts ging. Erst in Paris im Tennis mit dem historischen Finale, bis die Sonne unterging. Dann in München im Fußball bis zur Mitternachtsparty oder Geisterstunde…
Tennis ist Einzelsport, bei dem hinter dem Einzelnen ein immer größeres Team steht, da muss man nur in die (Spieler) Box schauen. Fußball wieder ist Mannschaftssport, in dem vor allem medial oft ein Einzelner, sprich: der Trainer, für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich gemacht wird. So vereinfacht stellt sich das oft dar, ohne dass dem wirklich so ist. Aber eines haben beide unterschiedlichen Ballsportarten gemeinsam, das hat sich im längsten French-Open-Endspiel der Neuzeit und der Elfer-Entscheidung im Nations-League-Finale in München wieder bestötigt – zwischen die Branchenbesten passt nur noch ein dünnes Blatt Papier, wenn überhaupt. Und wenn sich zwei um die Eins streiten, rüsten die Nächsten schon auf, um lachende Dritte zu werden.
Begleitet vom Fortschritt, der nicht aus Sportlern, aber aus dem Spitzensport immer mehr eine (da teure, dort hochbezahlte) Wissenschaft macht. Wie die Spielgeräte und Sportutensilien von Jahr zu Jahr optimiert werden, um kleinste Vorteile zu proxduzieren, so wird auch aus dem Spieler(innen)-Material mit immer neuen Erkenntnissen, immer besseren Methoden, ausgeklügeltem Training und vernünftiger Ernöhrung/Diät das Maximum herausgekitgzelt. Wär´s unders. würden ja nicht leidenschaftliche Fanatiker wie der 38-jährige Djokovic im Tennis den weit jüngeren immer noch Paroli bieten oder der schon 40-jährige Ronaldo auf höchstem Niveau sowohl mitspielen als auch Tore schießen – inzwischen n 133 in 221 Länderspielen für die Portuigiesen!
So fantastisch auch dieses historische Paris-Endspiel war und so eng das München-Finale, in dem just ein in die Jahre gekommener Torjäger und Captain wie Morata den einzigen Penalty vergab, so würde ich wetten, dass wir noch lange nicht, um mit deutscher Zunnge zu reden, am Ende der Fahnenstange angelangt sind. Seit aus dem Sport eine Milliardenindustrie geworden ist, die aus den Besten der Besten ihrer jeweiligen Branchen auch Multimillionäre gemacht hat, ist er längst nicht mehr die schönste Nebensache der Welt, sondern eine fast schon solche Herausforderung wie die militärische, alles auszureißen und herauzuholen, was menschenmöglich ist. Auch darin steckt Dramatik pur down to the wire…

