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Thiem oder: Pause schützt vor Klasse nicht

Pause schützt vor Klasse nicht. Das kann man in Abwandlung eines geflügelten Wortes über die selbst für Dominic Thiem geradezu sensationelle Rückkehr in den Tennis-Zirkus behaupten. Ein doppelt gemoppeltes Comeback, was das Masters in Madrid betrifft – und hoffen lässt, dass man bis zu den French Open in Roland Garros einen noch besseren Thiem erlebt. Wie er sich im gnadenlosen Schlagabtausch mit dem 2,08m-Riesen John Isner dagegenstemmte, abserviert zu werden, wie er nach verlorenen ersten Satz ein Zehnminuten-Schlüssel-Game im zweiten Set doch noch für sich entschied und damit auch das Match zu drehen begann, das nötigte Respekt ab. Hand aufs Herz, wer hätte gedacht, dass Thiem ohne Spielpraxis auf Anhieb das Semifinale in Madrid erreichen würde? Und wer weiß, ob´s schon das Ende der Fahnenstange bedeutet, wartet doch auf ihn nicht Rafael Nadal, sondern dessen Bezwinger Alexander Zwerew, gegen den er inklusive US-Grand-Slam-Triumph öfter gewonnen als verloren hat.

Das alles ist natürlich mehr als nur aller Ehren wert, was aber andererseits auch bedeutet, sowohl seine Siegesserie in Madrid als auch das Viertelfinal-Aus von Nadal im Countdown zu Paris nicht überzubewerten. Die Höhenlage von Madrid, wo die Bälle weit mehr fliegen und das Spiel viel schneller ist, lässt sich nicht mit Paris vergleichen, ganz abgesehen davon, dass Nadal dort 13mal als Sieger triumphiert und  insgesamt 100 Matches gewonnen hat. Aber der in die Mittdreißiger-Jahre gekommene 20fache Grand-Slam-Turniersieger weiß natürlich auch, wie er sich die Kräfte einteilen muss, um konditionell wie spielerisch auf höchstem Niveau zu sein, wenn´s um alles oder nichts geht. Darum darf und kann man nicht von einem Turnier auf ein anderes schließen, das könnte leicht zum Trugschluss werden.

Für Thiem allerdings war der Vormarsch in Madrid ein ganz wichtiger Schritt zurück zu einem Dominic, der mit dem Gefühl alter, wiedergefundener Stärke vor Selbstvertrauen strotzt. Im Sport im Allgemeinen und im Tennis im Besonderen spielt sich das Duell um Sieg oder Niederlage vor allem im Kopf ab. Und da ist ein Dickschädel, wie ihn Thiem gegen Isner in den wichtigsten Phasen des zweiten Satzes gezeigt hat, mehr als hilfreich.

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