Und schon wieder Thiem! Ist da nicht schon ein bisserl zu viel des Guten, so werden Sie sich vielleicht denken oder sagen. Ich schreibe es deshalb, weil der bei weitem nicht so gute Tennisspieler und Kitzbühel-Turnierdirektor Alexander Antonitsch als Bulle von Servus in einem One-to-One mit einer der feschen, zunickenden Moderatorinnen gemeint hat, der Dominic wäre viel zu gut gewesen fürs Tennis. Bei allem patriotischen Jubel über die bis zum US-Open-Triumph mit dem Rücken zur Wand gegen Freund Zverev tolle Karriere des Niederösterreichers mit mehreren Siegen gegen die großen Drei bis Vier der Branche sollte dieser (Aus) Spruch nicht bedeuten, dass unser jahrelanges Idol noch besser gewesen wäre als dien zusammen mehr als 70fachen Grand-Slam-Sieger.
Nein, nein dieses Zitat, in dem A. A. nur wiederholte, was Thiem selbst schon als Videobotschafter preisgegeben hatte, war und ist natürlich nicht keine sportliche Wertigkeit und Einschätzung, sondern bezieht sich auf den Charakter des mit Muster besten heimischen Tennisspielers aller Zeiten. Er wäre von Kindesbeinen an, so Dominic über sich selbst, ein eher vorsichtiger, defensiver Bub und Mensch (gewesen), der beim Tennis schon unter der Regie de Günther Bresnik quasi mit Herz und Schmerz hätte dagegen ankämpfen müssen im täglichen Training. Da ist mehr als nur ein Körnchen an Wahrheit dran, ohne mir selber anzumaßen, das behaupten zu können.
Bevor es in Australien zum kurzen Coach-Intermezzo von Thomas Muster mit Dominic Thiem gekommen war, also von einem Grand-Slam-Sieger mit dem nächsten, hatte mir der Steirer verraten, an welchen Stellschrauben er beim damals 27-jährigen er drehen wolle, um den technisch fast vollendeten, bestens ausgebildeten Thiem noch besser zu machen. „Im Tennis kann ich ihm nicht viel agen, aber weißt, was ihm fehlt? Der Killerintinkt, wie man im Boxen sagt. Und dazu gehört halt auch, dass man manchmal den Gegner am Netz an- und abschießen muss, jum ihm zu signalisieren: Halt mein Freund, der Herr im Haus bin ich!“
Das mag brutal, unsportlich und unfair klingen, aber Profitennis von heute ist gnadenlos, mehr noch; wird immer härter, brutaler, schonungloser für Kopf und Körper. Knochen und Gelenke, Muskeln und Sehnen. Der Erfolg heiligt nicht alle, aber viele erlaubten und nur in den Augen der elitären Gentleman-Geberation verpönten Mittel. Nach Mentor-, Manager- und weiteren Wechseln die folgten, scheint Dominic Thiem der eigene, ‚von Vorsicht und zu viel Fairness geprgte, allzu menschliche Charakter zu seinem Schaden eingeholt zu haben und den Entschluss zum Rücktritt reifen lassen. Bei allen Hoppalas, die Thiem seit der fatalen Verletzung auf dem Weg dorthin begleitet haben, ist ihm dafür so viel Respekt zu zollen wie für eine großartige Karriere. Aller Ehren wert, gar keine Frage. Trotzdem bleiben Fairness- und Schönheispreise nur Trostpreise…