Auch wenn die meisten Tennisstars oft exzellente Golfer sind, so handelt es sich doch um unterschiedliche Sportarten, schließlich spielt man im Golf unter anderen gegen sich selbst und den Platz. Nichtsdestotrotz gibt´s natürlich auch viele Parallelen, ganz besonders, was die mentale Herausforderung und/oder deren Bewältigung betrifft. Gerade deshalb, weil sich dieser Tage der French-Open-Grand-Slam und das PGA-Championships-Major partiell überschneiden, drängt sich der Comeback-Vergleich des rekonvaleszenten Dominic Thiem mit dem runderneuerten Tiger Woods auf.
Von unserem zweiten Grand-Slam-Champion nach dem Premieren-Muster wissen wir, dass ihn eine offenbar langwierige Handgelenksverletzung viele Trainings- bis Fitness-Wochen gekostet und neun Monate aus dem Turnier-Leben geworfen hat. Gemessen an den Folgen des Horror-Crashs von Tiger vor 15 Monaten, bei dem der populärste und vielleicht beste Golfer aller Zeiten ja Serienbrüche erlitten und fast ein Bein verloren hatte, also eher schon oder noch ein Klacks. Wer aber live im Fernsehen verfolgt, wie der eine wie der andere sowohl um eine Rückkehr zu alter Form als auch um persönliche Selbstbestätigung kämpfen, dem geht bei unserem Tennis-Idol von gestern immer öfter der Hut eher hoch, während man indes den selbigen vor dem früher so oft seiner Affären wegen gescholtenen Golf-Millionär nicht tief genug ziehen kann.
Ein einziges Sätzchen hat der von Thiem zum Thieminho mutierte US-Open-Champion 2020 und Ex-Weltranglistendritte in sechs Comeback-Spielen erst gewonnen, während der immer noch nicht ganz rund gehende, mitunter noch immer schmerzgeplagte Woods in den zwei einzigen Major-Turnieren, die er geplant und auch gespielt hat, zweimal den Cut geschafft hat gegen ein elitäres Teilnehmerfeld. Wenn die TV-Kamera diesem Mega-reichen und Mega-erfolgreichen Tiger ins Gesicht schaut, dann spiegelt es Biss und Verbissenheit in dem Sinne, dass er sich unbedingt in (Etappen)-Ziele verbeißen will, sprich: Was gestern Siege waren, das ist heute die Aufgabe, sich für Finalrunden zu qualifizieren.
Wie eingangs erwähnt, so lassen sich Sportarten zumindest oberflächlich ebenso wenig miteinander vergleichen wie die Sportler, die sie ausüben. Die Art aber, wie sich der 28jährige Thiem als einfacher Grand-Slam-Sieger und der 46jährige Tiger Woods nach 15 Major-Triumphen, fast 100 Turniersiegen, einer guten Milliarde an Gewinn, aber auch mehr als einem Dutzend an Operationen, gegen ihr Schicksal stemmen, könnte gegensätzlicher kaum sein. Optisch erinnert´s an die Gegenpole Feuer und Eis. Und das kann und darf auch das Thiem-Team bei aller Freundschaft nicht mehr kalt lassen…
PS: Daran ändert auch nichts, dass der Tiger am dritten Major-Tag in Oklahoma mit der Devise: Alles oder nichts einen rabenschwarzen Tag erlebte wie Sepp Straka. Aber er stand quasi in der 3. Runde.