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Tolle TT-EM in Linz mit Warnruf, dass uns nicht der Fluch des Medaillensegens einholt

apa/eva manhart

Mit dem Abschied vor dem vielleicht endgültigen Abschied am „Thiems-Tag“ beim Erste Bank Open 500 in der Stadthalle und der „Legacy“des einstigen  Tennishelden und künftigen Turnierpensionisten Dominic werde ich mich erst morgen auseinandersetzen. Heute ist´s an der Zeit wie auch der Pflicht, mit der alten wie neuen, einmal vergoldeten, zweimal versilberten Tischtennis-Queen Sofia Polcanova und  einer weiteren Bronzenen auch die fabelhaft organisierte Europameisterschaft in der Linzer Tops-Arena hochleben zu lassen. Kein Wunder, dass zum Grande Finale die Tickets weggegangen waren wie die warmen Semmeln.

Aber nicht nur, weil die sportlich aus ihrer Linzer Wahlheimat inzwischen ausgewanderte, nichtsdestotrotz Lokalmatadorin Sofia unter Druck wieder ihr großes Können ausspielte –  ganz einfach auch deshalb, weil der zwar asiatisch dominierte Weltsport Tischtennis mit seinen geradezu unfassbaren Ballwechseln und dramatischen Schlagabtäuschen über Patriotismus hinaus eine unglaubliche Anziehungskraft besitzt. Und dabei nicht nur seiner Co-Kommentatoren-Stimme wegen auch die Erinnerungen an den weltmeisterlichen Gold-Coup des Werner Schlager vor 21 Jahren in Paris-Bercy geweckt wurden.

Werner, der größte Smash-Hit im heimischen Tischtennis, spielt ja nach üblen Spielchen, die ihm gespielt wurden, leider keine Rolle mehr. Just in diesem Sport, dem er seinen Stempel als Niederösterreicher auch deshalb aufgedrückt hat, weil er vom einst eingebürgerten Austro-Chinesen Ding Yi so viel gelernt hat, dass er dem mehrfachen Olympiasteilnehmer (Viertelfinale 1992) über den Kopf wuchs.

Der „Einkauf“ des Klassespielers aus Shanghai m den 80erJahren hatte nachhaltige Wirkung. von der die beiden Folge-Generationen mit der Ikone Schlager, seinem Doppelpartner Karli Jindrak von Jugendzeiten an, mit den Habesohns und Fegerls, erweitert um Gardos  und den jetzigen Austro-chinesischen Teamchef  Cheng Weixing profitierten. Ebenso wie die von der in den 90er-Jahren nach Linz geholten und schnell eingebürgerten Liu Jia, genannt Sui, erfolgreich angeführte Damen-Gilde. Dank Susi entwickelte sich Linz zu einem Hot-Spot – nicht nur für die heimischen Talente, auch weitere Zugänge aus Fernost und zahlreiche Legionäre, die sich ans Sprichwort hielten: In Linz beginnt´s…

Jetzt ließe sich natürlich locker sagen, dass sich mit Gold, Silber und Bronze eben in Linz  der  Kreis geschlossen hat. Konjunktiv, denn bei allen Medaillen steckt sich Rotweißrot mehr als nur eine halbe Feder auf den Hut. Polcanova, die als 14-jähries Talent aus Chisinau in Moldawien geholt worden war, ist mit 30 nicht mehr die Jüngste, aber  gemessen am  bald 46jährigen Evergreen Robert Gardos, der aus Ungarn kam, fast noch ein Grünschnabel, der allerdings auch Lieder über Abnützungs-OP´s singen kann. Der Dritte im Bunde der Medaillengewinner, Macej  Kolodzejczyk, hat polnische TT-Wurzeln, kam doch sein Vater einst aus Polen als Nachwuchs-Cheftrainer nach Österreich.

Was aber ist aus vielen Jugendzeit-Talenten geworden? Die wenigsten konnten halten, was man sich versprochen hatte. Der Intelligenz-Bestie Karoline Mischek, mit IQ-Werten an der Grenze zum Genia, fehlt offenbar der Killerinstinkt oder die mentale Immunität, sonst wäre sie längst als Mittzwanzigerin dort, wo man anlässlich der EM 2013 (Schwechat) geträumt hatte, dass sie hingehört.

Auch aus Andreas Levenko ist kein Komet geworden, und ob die aller jüngsten beiden Hoffnungen auch Himmelstürmer werden oder Sternschnuppen bleiben, wird sich erst in vier, fünf Jahren zeigen, wenn´s an und um das Jung-Twen-Alter geht, Gemeint sind da der Wiener Gärtnersohn Julian Rzihauschek, der mit kaum 14 der Jüngste war, der je ein Champions-League gewinnen konnte, und der Sportdirektoren-Sohn Fegerl, gesegnet auch mit China-Gen der Mama, der unter den 12jährigen die Nr. 1 der Welt war  als Ösi-Bubi…

Ein Fressen für die Medien, die das damals auch dementsprechend plakatierten. Gerade davor aber warnt der alte, erfahrene Hase Gardos, der findet, dass das allzu voreilige Hochjubeln geradezu Gift für die Entwicklung von Talenten sein konnte, die meinen, sie würden besser sein, als sie sind. Topranking im Schüleralter hätte wenig Aussagekraft, weil in älteren Altersklassen die Dichte dann immer größer, das Niveau immer besser wäre. Und dann erst würden die Würfel fallen.

Hierzulande sind trotz der tollen  Linz-EM die Lücken zwischen dem in die Jahre gekommenen Establishment und der nächsten, fast schon verlorenen Generation, mehr als nur groß. Darum wär´s so wichtig und nötig, sich der Warnsignale zu entsinnen, die uns der Tiroler Gardos aus Ungarn, der sein Geld in Frankreich verdient, ins Stammbuch schrieb. Die buchstäbliche sportliche wie körperliche Größe der Sofia Polcanova sollte nicht den Blick auf ebenso große Baustellen ignorieren, die repariert werden müssen, damit der Jubel nicht wieder verhallt. Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, kann sich leicht verirren. Und einen dann des Medaillensegens Fluch einholt..

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