Auch wenn er in der Bundesliga überlegen führt, auch wenn er davon träumt, in der eigenen Arena um den Champions-League-Titel zu spielen – der FC Bayern München ist nicht mehr, was er einmal war unter Kaisers und des anderen Müllers Zeiten, nicht einmal mehr FC Hollywood, dazu mangelt´s trotz willfähriger Berichterstattung. Ob´s damit zu tun hat, dass die ehemaligen, aber immer noch heimlichen Granden a la Hoeneß und Rummenigge in die Jahre gekommen sind, kann und will ich auch nicht beurteilen.
Nach Durchsicht vieler Akten, Taten und Daten allerdings steht eher außer Zweifel, dass sich der Rekordmeister gegenüber seinem letzten, echten, dem Klub seit zwei Jahrzehnten stets treuen bajuwarischen Leistungsträger Thomas Müller eher schäbig verhalten hat. Was aber weniger damit zu tun hat, dass der Vertrag mit dem 37jährigen Edeljoker per Saisonende nicht mehr verlängert wird, abgesehen von einem Kurzzeit-Kontrakt für die zweiwöchige US-Tournee der Münchner, vielmehr mit Art und Weise einer peinlichen Kommunikation.
Da die Bayern-Führung (Hainer, Dreesen) die beschlossene Trennung vorerst – Angst vor der eigenen Courage? – gegenüber Fans und Medien hatte offenbar unter der Decke hatte halten wollen, machte sie Thomas Müller via Aussendung in den sozialen Netzwerken selbst publik, ohne näher darauf eizugehen, ob, wie, wo und wenn bei wem er seine für ihn unvollendete Karriere fortsetzen würde. Und auch die Zusage eines Abschiedsspiels ohne nähere Angaben, wie es ausschauen soll, kam erst heraus, als die Katze inzwischen aus dem Sack war.
Natürlich haben sich die Zeiten geändert. Natürlich ist der FC Bayern mit Sitz München sozusagen nur noch Namensgeber, die Mannschaft selbst aber eine mittlere Weltauswahl aus aller Herren Länder – mit wenigen deutschen/österreichischen Ausnahmen, sofern sie fit und in Form sind. Thomas Müller, der auch als Wechselspieler elf Jahre nach dem Gewinn des WM-Titels in Brasilien immer noch seinen Mann stand und wahrscheinlich heute abends auch im CL-Duell mit Inter stehen dürfte, war und ist ein leibhaftiges, wenn auch hochbezahltes Relikt aus einer Zeit, als in München noch Kaiser Franz (Beckenbauer) und bayrische, zumindest aber deutsche Kameraden das Bayern-Bild prägten, ehe das sündteure Job-Hoppen sich auch beim Rekordmeister immer mehr ausbreitete. Und da eine Unart selten allein kommt, so hat such jetzt auch die unwürdige Form der Verabschiedung von Müller dazugesellt. FC Provinz statt FC Hollywood.

