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Trotz Schwemme an Tenniserfolgen scheint Euphoriebremse vonnöten

Sportliche  Normalverbraucher müssen dieser Tage den Eindruck bekommen, dass Österreichs Tennis alle und alles überrollt. Lilli Tagger, 17jährige Lienzerin spielt nach dem Sieg im internen Generationenduell in Amstetten gegen die dreimalige ÖTV-Meisterin Sinja Kraus im Endspiel um den zweiten, aber diesmal hönher bewerteten Titel bei den Damen. Jurij Rodioniov drehte das Duell mit der endlich wieder erstarkten Ex-Junioren-Nummer 1, Joel Schwärzler, um nach dem Titel in Bonn zu greifen, wo Neil Oberleitner mit Partner Veldheer das Doppel schon gewonnen hat. Und in Cordenons in Venetien-Friaul steht auch Lukas Neumayer im Finale.

Ja, da schlagen die Tennisherzen natürlich höher angesichts einer derartigen Inflation an Erfolgen, die sich natürlich auch sehen und vor allem medial verkaufen lassen. Wenn Sie mich fragen, dann ist der offensichtliche Durchbruch der Osttiroler Tennis-Lilli die wichtigste und aktuell einzig zukunftsweisende Erkenntnis aus dieser Vielzahl bestensfalls zweit-, wenn nicht drittklassiger Turniere auf Sand in Europa, während der Großteil der Mittelklassespieler längst auf nordamerikanischen Hartplätzen die  Qualifikationen für Masters-1000-Turniere und die US-Open bestreiten.

Mag schon sein, dass man sich auf niedriger Stufe leichter Selbstvertrauen holen kann, es hilft aber letztlich nur dann, wenn das Psycho-Doping auch zu stolzgeschwellter Siegesbrust auf höherer Ebene führt. Das hat ja auch das Beispiel von Julia Grabher unterstrichen, die heuer zwar bei ITF-Turnieren von Sieg zu Sieg geeilt war, aber dann, als es bei größeren WTA-Events um den Comeback-Beweis ging, einen Rückschlag nach dem anderen hinnehmen musste. Und ähnlich verhält es sich auch mit Sinja Kraus…

So erfreulich auch Erfolgsmeldungen im Sport im Allgemeinen und im Tennis im Besonderen, so spielt Relalitätssinn eine bedeutendere Rolle als Selbstbeweihräucherung bis zum Selbstbetrug. Auch wenn das die Gottsöbersten des Verbandes nicht gerne hören, vielmehr meinen, dass es sich dabei fast um Majestätsbeleidigung handelt, so sei ihnen ins Stammbuch geschrieben, dass bei aller Euphorie um zweitrangige Siege die Vorsicht immer noch die Mutter aller Weisheiten ist. Jetzt kann man sich nur darauf freuen, dass Tennis-Lilli den großen Vorschusslorbeeren demnächst auch auf höherer Ebene gerecht wird. Nicht mehr in Amstetten, sondern vielleicht schon in Australien. Die Montreal-Masters-Gewinnerin Mboko ist übrigens ja auch erst 18 hnd kaum älgter als Lilli…

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