Tu felix Austria, nein, nein: nube allein reicht längst nicht mehr, Österreich bürgert ein oder, weil´s bei uns nicht so klappt wie erhofft, der Österreicher wandert halt ab und aus. Was ich mir, stadtbekannter, überkritischer Nörgler, da wieder ausgedacht hab`? Was heißt ausgedacht? Es ist nicht Dichtung, sondern von vorn nach hinten und von hinten nach vorn nichts als die Wahrheit, der unser Sportsystem endlich in die Augen schauen muss statt sich im Gokd- und Medaillenjubel in den Sack zu lügen.
Auböck unterstrich die mentale Weltklasse, die auch den Vater stolz macht. Tschetschene Shamil konnte Bronze kaum glauben.
Nach der Goldenen, die eine selbstbewusste, hochintelligente, längst im Ausland lebende und tätige „Rad-Mathematikerin“ zum Entsetzen der entgeisterten Profis gewann, hat jetzt ein erst vor vier Jahren eingebürgerter Tschetschenen-Flüchtling namens Shamil Borchashvili mit Bronze die erste Judomedaille seit Peking 2008 erkämpft. Hat der Schwimm-Globetrotter Felix Auböck das 400m-Blech oder Pech mental so gut verdaut, dass er auch über 800m in Rekordzeit ins Finale der Top acht gekrault ist. Haben bei den TT-Damen erstmals zwei in und für Rotweißrot schlagkräftige, von Herkunft, Alter und Größe allerdings total unterschiedliche Spielerinnen immerhin das Achtelfinale erreicht – mit der 39jährigen Liu Jia allerdings eine seit mehr als zwei Jahrzehnten in Linz lebende Austro-Chinesin, also TT-Basis China, und mit Sofia Polcanova ein in Jugendjahren aus Moldawien geholtes Toptalent. Begonnen hat´s bei ihr aber nicht in Linz
Wo, bitte vielmals, sind die Epigonen des Welt- und Europameisters Werner Schlager, wo bei seinem Triumph über die Chinesen anno 2003 in Peking tatsächlich Radeln umg´fallen sind, er dort also mehr bewegt hat als hierzulande, wo er sich womöglich mit der Justiz wegen der nach ihm benannten, von anderen Leuten, so hört man, mis-gemanagten Akademie auseinandersetzen muss. Einer der Jungen, aber noch nicht Olympia-Reifen heißt Levenko, der andere Kolodziejczik, Sohn des polnischen Teamtrainers. Wo Tauben sind, dort fliegen sie wider den Volksmund bei uns doch nicht zu. Anderswo Gesetz, hierzulande Fremdwort.
Der aus absurden Motiven kurz vor Olympia von seinem Erfolgstrainer Fehervari aus der Südstadt nach Graz zum Deutschen Lange gewechselte Schwimmverband-Vizepräsidentensohn Rothbauer machte für seine veritable Tokio-Pleite (28. Unter 40 statt Semifinale oder gar Endlauf!) nur sich selbst verantwortlich. Aber für einen Schwimmer, der schon bei zahlreichen Welt- und Europameisterschaften in fast aller Welt dabei war und bei Junioren sogar eine Medaille gewonnen hat, mutet seine Erklärung höchst seltsam an. Die Größe Olympias hätte ihn überwältigt, nur das wär´s gewesen, was ihn gehemmt hätte wär´s nur ein Sushi-Cup gewesen, dann wär´s sicher anders gelaufen, dann wäre.
Ja, ein wunderschöner, typisch österreichischer Konjunktiv, der in Kurzform: Hätte, täti, wari genannt wird. Dafür hätte der gute Christopher Rothbauer nicht von der Südstadt und dem Trainer, der ihn zum Tokio-Limit verholfen hat, nach Graz übersiedeln müssen. Da hätte ein vorolympisches Mentaltraining im Wohnzimmer auch genügt. Oder ein Gedankenaustausch mit einem gewissen Felix Auböck, der es immer wieder schafft, nach knapp verpassten Medaillen und Erfolgen wieder aufzustehen, um zu zeigen: Schaut her, mich haut so schnell nichts um. Und das, so hat auch Judoka Borchashvili betont, sei auch ein vom kleinen Bruder eingetrichtertes Motto. Wär´ schön, würde sich diese Devise auch bei den gebürtigen und ansässigen Österreich-Sportlern langsam wieder einbürgern.