Angesichts des Fünffachtriumphs in der Qualifikation zur Vierschanzentournee in Oberstdorf wurden Erinnerungen wach an die Geburt der rotweißroten Schanzenadler unter dem genialen pragmatischen Akademiker Baldur Preiml in der Mitte der siebziger Jahre. Ja, der Professor aus dem Malta-Tal, der inzwischen auf die 85 zugeht, hat damals als Zukunftsvisionär dem in Mützentradition verharrenden Skispringen den Zopf abgeschnitten, um mit neuem Skimaterial und Psychotricks den Nord- und allen andern Sprungländern in einer Art von Zweiklassengesellschaft auf und davon zu springen.
Eine Revolution, die auf Neudeutsch im Long-Run die Kindeskinder der ehemaligen Schanzenpionieren gefressen hat. Bei aller Überlegenheit müssen wir uns auch vor Augen halten, da Gegnerschaft um Finnen, Schweden, Tschechen, Russen, Kanadier ärmer und nicht mehr ganz so starke Polen, Slowenen und mitunter auch Norweger im gleichen Ausmaß schwächer geworden sind wie wir nach immer nur kurzen Durstrecken durch tolle Basisarbeit so stark wie in allerbesten Zeiten.
Auch wenn´s ein Altpräsident wie der emeritierte, durchschlagskräftige Peter Schröcksnadel nicht so gern hört, weil er aus diversen (Turin)-Motiven mit dem mehrfachen Goldschmied über Kreuz war – es waren und sind auch die vom streitbaren, aber weitblickenden Toni Innauer ausgelegten Strukturen, zu denen neben Adlerhorsten a la Stams, Eisenerz, Villach und Saalfelden auch der Goldi-Cup zählte, die mit Talente-Schau und Nachwuchs-Selektion das Sprungbrett für langfristige Höhenflüge mit Medaillensegen bedeuteten. Auch mit einem Reservoir, das sogar bis Wien reicht mit einem Team-Juniorenweltmeister (Obersteiner) und einer Weltcupdebütantin (Wadsak), denen in ÖSV-Stützpunkten Flügel verliehen wurden…
Und es lag und liegt auch seit einem knappen Jahrzehnt an der glücklichen Hand (auch von Mario Stecher) bei der Auswahl der Cheftrainer, die um sich ein Team bilden, das als Aktive, Jungtrainer mit Wissen aus Praxis a la Andreas Widhölzl und Florian Liegl oder Empathie im Umgang mit Athleten und Wettkampf wie einen Spezialisten, der nie Klassespringer war. Hier hat sich schon unter Andi Felder und jetzt Andi Widhölzl, der vom Conti-Cup kam, eine kompakte Mannschaft mit alten Kraft-Meiern und jungen Weit-Hupfern gebildet, die sich quasi gegenseitig die Sporen geben, um auf der Jagd nach Siegen auch den fünfmaligen Sieger Pius Paschke zu bezwingen.
Und mit dieser Methode, die System hat wie bei Innauer gegen Schnabl und Co oder zumindest Schlagabtausch wie bei Kogler-Neuper, Felder-Vettori hat sich jetzt der Kärntner Daniel Tschofenig zum neuesten Überflieger gemausert, der wirklich so springt, als wäre er der Düsentrieb. Oder, um es anders und der Realität entsprechend auszudrücken: Tschofenig gehört als Vorzugsschüler zum Sportler-Teams seines Agenturchefs, der da Toni Innauer heißt, also jenes Mannes, der Weltrekordler, Olympiasieger, Weltmeister und Goldschmied nicht nur in Österreich war.
Was die wenigsten wissen und die wenigsten auch gerne hören, schon gar nicht im ÖSV – der Neo-Tiroler aus Bezau im Bregenzerwald, also geborener Alemanne, hat auch schon vor Jahren als weitsichtiger Ratgeber den (N) Eidgenossen dabei geholfen, systematisch nicht nur aus der Alpinkrise zu kurven, sondern die Herrschaft so zu übernehmen wie die rotwei0ßroten Schanzenkönige die Lufthoheit. Kommentar überflüssig….