Leichtathletik

Verkaufte Sensation statt wahrem Superlativ

Foto: (C) ÖLV / J.P. Durand

Sensationszeit! Unglaublich! Ein Riesenschritt nach vorn! Eh klar, dass man angesichts solcher Superlative unwillkürlich dachte, Andreas Vojta hätte der Welt der 5000m-Läufer ein Loch geschlagen. Hat er es wirklich? Mitnichten! Nicht einmal der heimischen Lauf-Welt – und schon gar nicht mit und bei besagtem Rennen der Golden Spikes in Ostrau! Zwar gelang ihm eine wahrhaft sprunghafte Verbesserung der persönlichen Bestzeit um fast 13 Sekunden auf 13:24,03 damit aber war alles, nur kein Blumentopf zu gewinnen! Die mediale Übersteigerung seiner persönlichen Steigerung ändert nichts daran, dass Vojta unter acht Klassierten im Kampf mit zwei anderen Mitläufern nur Platz 6 mit 36 Sekunden Rückstand auf den afrikanischen Sieger belegen konnte! 36 Sekunden, das ist eine Dreiviertel-Runde oder sportlich eine halbe Ewigkeit!

Wer bedenkt, dass Günther Weidlinger vor 15 Jahren schon 11 Sekunden schneller lief und ein Dietmar Millonig vor sage und schreibe 38 Jahren sogar um fast zehn Sekunden besser war, dann relativiert das natürlich die trotz allem gute Zeit, die der Bürgermeistersohn am Dienstag in (Mährisch-)Ostrau gelaufen ist, jener seit Qualtingers Hrn. Karl bestens bekannten Theaterstadt. Oder andersrum: Bei allem Respekt, dass sich einer im Herbst der Karriere bei besten Rahmenbedingungen so toll steigert – angesichts der Schere, die zu den allerbesten Europäern und erst recht zur absoluten Weltklasse aufgeht, sollte man besser die Kirche im (Geras)Dorf lassen. Auch auf die Gefahr, dass Vojta und seine Kommilitonen bitterböse auf die realistische Einschätzung des Bloggers reagieren – aus ihm spricht die oft leidvolle Erfahrung von zwei Dutzend an Olympische Spielen, Welt- und Europameisterschaften…

Womit wir bei einem ganz speziellen Austro-Thema sind, das sich quer durch den sportlichen „Gemüsegarten“ heutzutage noch mehr als gestern verfolgen lässt. Und das wäre, bitte schön? Die Kunst vor allem der stets wachsenden und Einfluss gewinnenden PR-Branche, aus dem X ein U zu machen in der Annahme bis Hoffnung, dass man ihr aus der Hand frisst. Der regional-nationale Superlativ wird so vermarktet, als wäre – siehe oben – der Welt gerade ein Loch geschlagen worden.  Zumindest auf den ersten Blick gut für den/die jeweilige/n SportlerInnen, gut fürs Geldbörsel, sprich: seine/ihre Sponsoren, gut für die Vermarktung, aber schlecht – und Ausnahmen bestätigen stets nur die Regel –, wenn Olympischer, EM- oder WM-Ernstfall rufen. Dann droht meist der Offenbarungseid.

Dem LA-Verband und Vojtas verlängerten Armen ist einerseits zu gratulieren, dass sie ihn bzw. sich medial so gut in Position bringen und in Foto-Positur werfen. Zum anderen aber sollte bei aller PR-Kunst auch jedem/r klar sein, dass irgendwann auf höchster Ebene die Stunde der Wahrheit schlägt. Wer mit verdrehten Tatsachen falsche Hoffnungen weckt, der lügt sich in den Sack. Wo Sieger und bejubelten Sechsten auf einer Zweitbühne wie Ostrau schlichte 36 Sekunden trennen, dort liegen Welten zwischen echter Weltspitze und verkaufter Superlative wie regionaler Sensation. Man sollte das nie und nimmer verwechseln.

Foto: (C) ÖLV / J.P. Durand

Bildnachweis: Foto: (C) ÖLV / J.P. Durand.

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen