Die erste Berufung, nein: Direkt-Qualifikation ins bzw. fürs Ryder-Cup-Team war historisch, die Bilanz von Whistling Straits am Lake Michigan für Bernd Wiesberger aber so niederschmetternd wie für das Europa-Team: Dreimal am Abschlag, dreimal besiegt, zum Teil sogar nach zwischenzeitlichen Führungen. Immerhin, so könnte man sagen: Geteiltes Leid, halbes Leid. Und immerhin bleibt das Faktum zurück, dass der Burgenländer in die Annalen des Golfsports eingegangen ist, zwar nicht als Major-Sieger, aber mit der Ryder-Cup-Premiere in Rotweißrot. Was Majors oder Grand-Slam-Turniersiege anbelangt, ist Tennis mit Muster und dem derzeit inaktiven, nur noch in sozialen und allen anderen Medien bis zu Commercials präsenten Dominic Thiem den Golfern ja immer noch voraus.
Wer aber schaut, wie sich mit Matthias Schwab und Sepp Straka neben Wiesberger die heimischen Pros nicht nur auf den großen Profi-Touren, sondern auch auf zweiter Ebene (Challenge-Tour) schlagen, der sieht im heimischen Golfsport mehr Perspektiven und bessere Zukunft. Wenn nichts mehr dazwischenkommt, dann wird mit Lukas Nemecz, 32, zuletzt wieder Fünfter im Portugal, ziemlich sicher ein vierter Österreicher auf der European Tour und damit der obersten Liga mitspielen. Und wer weiß, ob es nicht auch der 22-jährige Niklas Regner nach nur wenigen Monaten als frischg´fangter Neo-Profi schafft, was ihm aktuell nach Platz 12 in Portugal und dem damit verbundenen Platz unter den Top 30 im Race to Mallorca durchaus zuzutrauen ist.
Lukas Nemecz (links) ist die große Tour-Karte nach der „kleinen“ so gut wie sicher – und Niklas Regner darf noch darauf hoffen.
Anders als im Tennis, wo uns von Top-Experten abwärts seit Jahren ein Star der Zukunft nach dem anderen versprochen wurde, aber ebenso so sicher wie das Amen im Gebet wieder abhandengekommen ist, scheinen die Golfhoffnungen entweder über mehr Talent, größeren Ehrgeiz, bessere Selbsteinschätzung oder stärkere Nerven und höhere Effizienz zu verfügen. Angesichts der Entwicklung des gereiften Lukas Nemecz und des frisch von der Leber weg spielenden Niklas „Reggie“ Regner kann man nur hoffen, dass sie sich nicht von einem liebedienerischen Umfeld den Kopf verdrehen lassen, sondern mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben, um Schwung zu holen für stete Verbesserungen.
Das nämlich, verbunden mit immer mehr Konstanz, gehört zu den (Erfolgs-)Geheimnissen des Sports, nicht nur, aber speziell beim Golf. Und dazu auch eine Portion an Geduld, um der Welt ein Loch zu schlagen. Ein Hole in One macht nämlich noch lange keinen Star. So wenig wie ein Ass, weil man dazu viele im Ärmel haben muss, mit denen man sticht. Und nicht nur Trümpfe, die sich auf allzu gewagte Verbal-Prognosen beschränken, die dann mit toter Hose enden.